Keine Planungen für die Ära nach der Army

Der Abzug der 1. Panzerdivision aus Baumholder wäre eine ökonomische Katastrophe für die strukturschwache Pfalz. Die Regierung in Mainz versucht, die vollständige Auflösung zu verhindern und wenigstens Teile der Truppe zu halten

FRANKFURT/MAIN taz ■ „Welcome home heroes!“ oder „Welcome home brave soldiers!“ steht auf den Transparenten an den stacheldrahtbewehrten Mauern rund um die US-Airbase im Wiesbadener Stadtteil Erbenheim. Die dort stationierten technischen Einheiten, die sich vor allem mit der Optimierung der Start-und-Lande-Bahn-Systeme auf Flughäfen in Krisen- und Kriegsregionen weltweit beschäftigen, werden in diesen Tagen aus dem Irak zurückerwartet. Und im Headquarter der 1. US-Panzerdivision wird kolportiert, dass Präsident George W. Bush Anfang Oktober – mitten in der heißen Phase des US-Wahlkampfes – auf der Base auftauchen könnte, um den GIs für ihren Einsatz im Nahen Osten persönlich zu danken.

Das könnte dann das letzte Mal gewesen sein, dass ein US-Präsident einem Kommandanten – aktuell eine Frau – der legendären 1. US-Panzerdivision, die sich im Zweiten Weltkrieg von der Normandie bis an die Elbe durchkämpfte, auf deutschem Boden die Hand gibt. Die Division, die mit rund 5.000 GIs und noch einmal so vielen Familienangehörigen getrennt vom Headquarter im rheinland-pfälzischen Baumholder stationiert ist, ist nämlich in Deutschland der erste Kandidat für den von der US-Administration avisierten Abzug ganzer Divisionen aus Europa und Asien. Dass vor allem die „schwere Einheiten“ zurück in die Staaten beordert werden, weiß man auch im Innenministerium in Mainz. Seit Monaten wird dort mit dem Standortkommandanten und Vertretern der Botschaft der USA verhandelt, „um zu retten, was noch zu retten ist“, wie Sprecher Eric Schäfer anmerkt. Das Verhandlungsziel: „Die vollständige Auflösung des Standortes verhindern.“ Das nämlich wäre „eine Katastrophe“ für die strukturschwache Region mitten im Pfälzer Wald. Rund 1.000 Deutsche arbeiten dort direkt für „die Amis“, rund 5.000 Arbeitsplätze in Handel, Handwerk und Gastronomie stehen zusätzlich auf dem Spiel. „Das wird eine ganz schwierige Kiste“, sagt Schäfer, der einerseits auf die Konversionserfahrung der Landesregierung verweist, andererseits aber auch darauf, dass (noch) keine Konversionsidee für den Standort, an dem auch eine Bundeswehreinheit stationiert ist, entwickelt worden sei.

Noch hofft man in Mainz, dass wenigstens eine Transporteinheit der Army in Baumholder und Kaiserlautern bleibt. Die mit den Transportflugzeugen im nahen Ramstein eintreffenden Versorgungsgüter und militärischen Gerätschaften müssten schließlich weiterhin zu den US-Standorten in ganz Süd- und Südwestdeutschland transportiert werden. Die Bürgermeister von Kaiserslautern und Ramstein haben dafür bereits in Washington um „gutes Wetter“ gebettelt.

Die Base in Ramstein ist vom geplanten Truppenabzug wohl nicht betroffen. Der gigantische Flughafen wird aktuell auf Kosten des Bundes, des Landes, der Nato und der US-Administration ausgebaut. Er soll bis 2005 die Funktion der in Auflösung begriffenen Base der US-Amerikaner in Frankfurt am Main als Umschlagplatz für Truppen und Waffen komplett übernehmen – mit einer Dependance in Spangdahlem. Damit hat auch die kleinere Base in der Eifel, deren Start-und-Lande-Bahn zum Preis von 16 Millionen Dollar gerade verlängert und verbreitert wird, noch eine Zukunft. Das dort stationierte 52. US-Jagdgeschwader – Motto: „Suchen, angreifen, zerstören!“ – und die F-16 Jäger sollen allerdings abgezogen werden.

Wird die 1. Panzerdivision – wie erwartet – komplett zurückbeordert, sind weitere Standorte in Rheinland-Pfalz betroffen: Idar-Oberstein und Dexheim. Und in Wiesbaden würde dann auch das Headquarter der Division aufgelöst. „Welcome home heroes!“ Die Transparente hängen wohl bald an Militärstützpunkten der Army in Texas oder anderswo in den Staaten.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT