bildungsbericht
: Das Problem heißt Sarrazin

Berlins Lernende, LehrerInnen und Eltern können auf eine Weise froh sein. Sie leben in jener Region Deutschlands, für die erstmals ein zusammenhängender Bildungsbericht vorliegt. Stärken und Schwächen der SchülerInnen, empirisch zuverlässig erhoben, werden hier vor dem institutionellen Hintergrund des Bildungssystems analysiert – und Empfehlungen daraus abgeleitet. Anders als Pisa erteilt der Bericht nicht allgemeine Ratschläge, sondern sagt sehr konkret, wie Kitas und Schulen zu verbessern sind. Damit hat es sich dann auch mit den guten Nachrichten. Denn die Freude ist die des Schwerkranken, der sich endlich zum Arzt getraut hat.

Kommentar von CHRISTIAN FÜLLER

Der Bildungsbericht fällt ernst aus. Die Lernstätten sind Notfallpatienten. Beiden Ländern, so das Resümee, gelingt es nicht, „die gesellschaftlichen Kommunikationsvoraussetzungen für die gesamte nachwachsende Generation zu sichern“. Auf Deutsch: Zu viele Kinder bleiben unartikuliertsfähige, stumme, radebrechende Wesen, denen die entscheidende Qualifikation für Beruf, Weiterlernen, ja zu Teilhabe an der Gesellschaft fehlt.

Die eigentlich tragische Figur des Berichts aber heißt Klaus Böger. Immer wenn der ehrliche, fleißige Bildungssenator ein zukunftsfähiges Papier für Schulen oder Kindergärten hochhält, zerreißt es Genosse Thilo Sarrazin. Statt sein – zugegeben – angestaubtes Tafelsilber zu polieren, reißt der Dieb im Senat den einzigen Rohstoff, den Berlin hat, an sich – und verscherbelt ihn. Den Schaden, den er in Berlins Wissenseinrichtungen anrichtet, angefangen bei den Hilfen zur Erziehung („verbranntes Geld“) bis zu den Unis (hundert Millionen kürzen), wird die Stadt in Jahrzehnten nicht wettmachen.