Gedenken im Park

Die einzige Gedenkstätte für die Opfer der Militärdiktatur in Chile ist auf dem Gelände eines ehemaligen Folterzentrums errichtet worden: der Friedenspark Villa Grimaldi in der Hauptstadt Santiago de Chile. Dort erinnert heute nur noch ein Park an die viertausendfünfhundert Menschen, die zwischen 1973 und 1977 an diesem Ort gefoltert wurden. Das Haus gibt es nicht mehr.

Der letzte legitime Besitzer der Villa wurde 1973 vom Geheimdienst Dina gezwungen, das Gebäude zu übergeben. Seitdem wurden hier Menschen gefoltert. Zugleich war der Garten eine Erholungsstätte für die Familien der Geheimdienstangestellten.

1978 wurde die Dina aufgelöst und durch einen anderen Geheimdienst (CNI) ersetzt. Ein Jahr später war die Villa kein Folterzentrum mehr, sondern nur noch Erholungsstätte für dessen Mitglieder.

Mitte der Achtzigerjahre verkaufte der ehemalige Geheimdienstchef Hugo Salas Wenzel das Grundstück an die Immobiliengesellschaft EGPT. Die ließ die Villa abreißen, weil sie Parzellen für private Wohnhäuser auf dem Grundstück errichten wollte. Die Firma bestand ausschließlich aus Mitgliedern der Familie Salas Wenzel.

Als der Schwindel aufflog, war das Haus schon abgerissen. Im Bezirk gründeten sich Initiativen, die forderten, dort eine Gedenkstätte zu errichten, wo früher die Villa stand. 1990 übernahm schließlich die Menschenrechtskommission des chilenischen Abgeordnetenhauses das Grundstück. Sechs Jahre später gründete sich aus verschiedenen Initiativen die „Vereinigung Friedenspark Villa Grimaldi“. Am 22. März 1997 wurde der Friedenspark feierlich eröffnet.

Alle Überreste der Villa wurden für die Parkanlage verwendet, so auch jede Menge Kacheln. Sie verzieren unter anderem die Schilder, die in den Fundamenten stehen, und zeigen, wo sich welche Räume befanden. Im Eingangsbereich steht eine Mauer mit den Namen der Verschwundenen und Verstorbenen.

Aber was gut angefangen hatte, lief bald aus dem Ruder: Der Park verwilderte, das große Tor blieb meist geschlossen, und kaum jemand wusste noch von der Gedenkstätte. Schuld war die Kommunalverwaltung des Santiagoer Bezirks Peñalolén mit dem Bürgermeister Carlos Alarcón Castro von der rechten Partei UDI. Alarcón Castro war schon zu Diktaturzeiten Pinochets dort Bürgermeister gewesen und hatte kein Interesse an einer funktionierenden Gedenkstätte in seinem Bezirk.

Erst im Jahr 2000 konnte die „Vereinigung Friedenspark Villa Grimaldi“ den Park übernehmen. Heute zahlt der Staat noch Strom und Licht, sonst wird alles mit Spenden finanziert. Viele, die den Park einmal besucht haben, sammeln danach Spenden. Dafür ist das Gelände jeden Tag geöffnet und es ist immer jemand da, der die Besucher herumführt.

Noch immer ist die Finanzierung ein Problem. Die Vereinigung hofft, dass der Park bald ganz vom Staat übernommen wird. Ein Antrag ist im Kongress bereits eingebracht. Er soll den Park zum historischen Monument erklären und damit die Finanzierung durch den Staat sichern. Dann könnte auch über den Nachbau einiger Gebäude nachgedacht werden. Die Organisatoren hoffen, binnen einem Jahr Klarheit zu haben.

DINAH STRATENWERTH