Mehr einmischung!

Afrikanische schriftsteller beurteilen Simbabweskrise anlässlich der buchmesse von Harare

HARARE taz ■ Simbabwe ist nicht das einzige land Afrikas mit problemen. Diese tröstliche erkenntnis überbrachten afrikanische schriftsteller auf der internationalen buchmesse in der simbabwischen hauptstadt Harare, die größte des kontinents, die letzte woche zu ende ging. „Die entwicklungen in den meisten ländern geben anlass zu sorge“, findet Chukwukelu Laz, präsident des verlages New Generation Ventures aus dem osten Nigerias. „Wir in Nigeria haben probleme mit unserer demokratie. Nach den letzten wahlen gab es vorwürfe der wahlfälschung. Also hat Nigerias regierung kein recht, wahlfälschung in Simbabwe zu kritisieren.“

Nach meinung des nigerianers hat höchstens Südafrika das moralische recht, den zustand der demokratie in anderen ländern Afrikas zu beurteilen. „Die wahlurne als mittel der politischen veränderung in Afrika ist praktisch tot“, so Laz. „Es gibt aber keine zukunft für die junge generation außer der einhaltung rechtsstaatlicher und demokratischer prinzipien. Afrika ist ein pulverfass. Wir müssen zurück zum nullpunkt und wahlsysteme entwickeln, die transparent und demokratisch sind.“

Die meisten regierungen Afrikas applaudierten, als Simbabwes präsident Robert Mugabe 2000 seinen feldzug gegen weiße großfarmer begann – ein feldzug, der später auf sämtliche gegner seiner herrschaft ausgeweitet wurde. Heute, vier jahre später, ist das land wirtschaftlich am boden und die bevölkerung ist in armut abgesunken. „Wir sahen Simbabwe als vorbild“, erinnert sich der schriftsteller Akoss Ofori-Mensah aus Ghana. „Harare galt als London en miniatur. Jetzt ist es den bach heruntergegangen.“ Ghana, sagt Ofori-Mensah, hat eine ähnliche entwicklung durchgemacht: War das land bei der unabhängigkeit 1958 unter dem panafrikanischen visionär Kwame Nkrumah noch ein modell für Afrika, sank es nach wiederholten putschen und wirren in den 70er- und 80er-jahren so tief ab, dass ghanaer ausländische besucher regelmäßig um seife und zahnbürsten anbettelten. Heute ist Ghana aber wieder ein reformmodell für Afrika. „Ghana hat sich verändert, und Simbabwe wird sich auch verändern“, meint der schriftsteller. „Trotz der Probleme in Simbabwe bewundern viele afrikaner Mugabe, weil er denen das land weggenommen hat, die viel hatten. Ob die methode richtig war oder nicht, kann ich nicht beurteilen.“

Der ghanaer meint, man müsse trotz der kurzfristigen probleme eine langfristige perspektive einnehmen. Die krise in Simbabwe beeinflusse auch andere länder im südlichen Afrika negativ, und so würden diese sich im laufe der zeit engagieren müssen, um Simbabwe zu helfen. „Jedes land tut, was es kann. Jede situation ist anders. Aber es ist gut, dass afrikanische nationen anfangen, sich gegenseitig in ihre inneren angelegenheiten einzumischen.“ GODFREY KARORO