Die neue Teilung Europas
: Finnland meldet positive Zahlen
aus Kvillsfors REINHARD WOLFF

Auch in Finnlands Haushaltsbilanz steht eine 3,9. Allerdings mit positivem Vorzeichen. Seit 1997 verzeichnet das Land einen Überschuss und die Prognosen versprechen ein Fortdauern der grünen Zahlen. Ihre Spitzenreiterposition in der Eurozone verdanken die FinnInnen dem Ende der UdSSR. Der Wegfall dieses privilegierten Marktes stürzte Finnland zunächst in eine der schlimmsten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte. Eine Arbeitslosenrate von 20 Prozent schuf eine Stimmung, in der es der Regierung nicht schwer fiel, tiefe Einschnitte bei den Staatsausgaben durchzusetzen.

Trotz kräftig wachsender Industrieproduktion und stetigem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts liegt die Arbeitslosenrate inzwischen aber wieder bei 10 Prozent. Was eine Ursache dafür ist, dass sich Finnlands ArbeiterInnen in den letzten Jahren mit der nach Portugal niedrigsten Lohnentwicklung abfinden mussten. Zugleich zahlen sie eine der höchsten Lohnsteuersätze in Europa. Mit 60 Prozent ihres Lohns als Pension sind RentnerInnen am schlechtesten in Nordeuropa gestellt. Gut weggekommen ist bei alldem das Bildungssystem. Die Stellung einer Volkswirtschaft, die primär vom Export lebt, soll so gesichert werden. Nachdenklich aber stimmt, dass der Budgetüberschuss seit dem Spitzenjahr 2001 mit 7,1 Prozent ständig abnimmt. So zwingt man sich zu Budgetdisziplin und will von einer Lockerung der Stabilitätskriterien nichts wissen.