strübel & passig
: Meine große Gesundheitsreform

Wer gerne „Jackass“ guckt, muss jetzt nichts sagen. Einfach ruhig weiterlesen, so als wär nix. Es geht ja hier darum, dass „don't try this at home“ so gestern ist wie, na, sagen wir, Mittwoch. Denn alle reden von der Ich-AG, sogar Baumärkte haben inzwischen unterhaltsame Do-it-yourself-Werbespots und überhaupt: Selbermachen is the new outsourcing.

 Das gilt nicht nur für Arbeit, Zahn- und Bodenbelag, sondern auch für die Gesundheit. Die Seehofer-Runde hat uns schon erste Illusionen ohne Betäubung extrahiert – und im Netz zeichnet sich bereits ab, wohin die Reise wirklich geht: zur zweiten, ultimativen Stufe der Gesundheitsreform.

 Zunächst schafft der Spiegel den Großteil der von der Pharmaindustrie eben erst erfundenen Krankheiten einfach wieder ab. Was danach übrig bleibt und wirklich Ungemach bereitet, wird durch das Bedienen von vier Knöpfen am neuen staatlichen Gesundheitsautomaten nach dem Vorbild der Onlineselbstdiagnose (easydiagnosis.com) bestimmt. Fragen wie „Sind sie irgendwie gelber als früher?“ oder „Haben Sie noch Puls?“ und die Antwort-Optionen „Ja“ „Nein“ „Ein bisschen“ und „Bin bewusstlos, kann nicht antworten“ engen die Diagnosemöglichkeiten zielgerichtet ein.

 Kommt der Automat zu einem eindeutigen Befund, gibt es einen Behandlungsbon, der Einlass in die Arztpraxis gewährleistet. Ist der Apparat sich jedoch nicht sicher, kratzt er sich am Kopf und spuckt erst mal ein Home Test Kit aus. Davon gibt es bereits reichlich, wie man unter www.wdxcyberstore.com/diagtesandki.html oder www.mrstest.com/drugs/ sehen kann. Sie alle sind mehr oder weniger (www.self-test-kits.co.uk/product_reviews.php/products_id/73) leicht verständlich und durchführbar. Von Hepatitis C über Allergien bis hin zu THC-Spuren kann so gut wie alles zu Hause nachgewiesen werden – äußerst praktisch, wenn man etwa zur Polytoxikomanie neigt und morgens nicht mehr so recht weiß, was oder gar wen man nun am Vorabend eigentlich konsumiert hat. So wird der Arzt entlastet.

 Doch auch seelische Behandlungen werden größtenteils überflüssig. Wenn der eigene Mann mittels des Testosterontests von www.hormoneprofile.com einen auf dicke Hose macht, muss man sich nicht länger hilflos mit üblen Verdächtigungen quälen. Statt Eifersuchtsanfälle mittels teurer Psychotherapiesitzungen shrinken zu lassen, kann man sich fürderhin mit einem Hobby-Spermatest (www.infidelitytoday.com/testaman.html) Gewissheit verschaffen, dass der eigene Gatte weder seine Chefin noch seinen Kollegen vögelt und während der Arbeit die Finger aus der Hose lässt.

 Die Anleitung für einen unmittelbar sich anschließenden Rosenkrieg allerdings liegt dem Test Kit nicht bei. Auch hier gilt es, selbst die Initiative zu ergreifen: Ein „Vaterschaftstest in Markenqualität“ ( www.v-test.de) für zu Hause könnte sich, kombiniert mit dem triumphierenden Ausruf „Ha! Kevin ist gar nicht von dir!“, als angemessenes Racheinstrument erweisen.

Sollte Ihr Partner allerdings zu Kurzschlusshandlungen neigen, empfehlen wir an dieser Stelle, gleich noch den Arsentest für Trinkwasser (www.leadcheck.com/ArsenicCheck.shtml) mitzubestellen – zumindest solange es noch kein Home Resurrection Kit zu kaufen gibt. IRA STRÜBEL

ira@copysquad.com