Düsseldorfer Kriegsgewinner

Die Geschäfte des Rüstungskonzerns Rheinmetall laufen gut. Geschäftsleitung gibt überraschenden Gewinnsprung bekannt. Das Unternehmen profitiert dabei auch von der Angst vor dem Terror

VON ULLA JASPER

Rheinmetall ist für die Zukunft gut gerüstet. Das Düsseldorfer Traditionsunternehmen, das sich selbst gern als Technologiekonzern bezeichnet, sein Geld mittlerweile aber fast ausschließlich mit Autoteilen und Rüstungsgütern verdient, hat im ersten Halbjahr 2004 seinen Gewinn vor Steuern und Zinsen um 30 Millionen auf 89 Millionen Euro gesteigert.

Der Konzern hatte sich in den letzten Jahren von verschiedenen zivilen Unternehmensbereichen, darunter der Elektronik-Sparte Hirschmann, und mehr als 8.000 Mitarbeitern getrennt, um sich auf die beiden Kernbereiche Autozulieferung und Rüstung zu konzentrieren. Wie profitabel das Geschäft mit Autos und Waffen ist, spiegelt sich auch darin wieder, dass der Gewinn gestiegen ist, obwohl der Gesamtumsatz des Konzerns von 2,1 Milliarden auf 1,6 Milliarden Euro zurückgegangen ist. „Wir haben gezeigt, dass weniger mehr sein kann“, so Rheinmetall-Chef Klaus Eberhardt. Gleichzeitig ist Rheinmetall durch den Ankauf internationaler Beteiligungen zum europäischen Marktführer bei Munition, Waffen und gepanzerten Fahrzeugen aufgestiegen.

Laut Konzernangaben hat insbesondere die Autozulieferungs-Tochter Kolbenschmidt Pierburg ihren Gewinn deutlich steigern können und damit die Erwartungen des Marktes übertroffen. Die Unternehmenssparte, die in Nordrhein-Westfalen in Neuss und Nettetal rund 1.500 Mitarbeiter beschäftigt, erzielte im ersten Halbjahr dieses Jahres ein Ergebnis von 75 Millionen Euro vor Steuern. Doch besonders über das Ergebnis der Rüstungsgruppe DeTec reiben sich die Manager erfreut die Hände. Die „Wehr- und Verteidigungstechnik“, die traditionell etwa 40 Prozent zum Gesamtumsatz von Rheinmetall beiträgt, hat schon im ersten Halbjahr 2004 „erfreulich abgeschnitten“, wie Sprecher Peter Rücker sagt. Ein Auftragsboom wird aber erst für das letzte Quartal des Jahres erwartet, wenn weitere Waffendeals abgeschlossen werden sollen.

Der 1889 als Rheinische Metallwaren und Maschinenfabrik AG gegründete Konzern hat sich seit Beginn der 50er Jahre mehr und mehr zu einem Rüstungskonzern gewandelt. In den letzten zehn Jahren gelang es den Düsseldorfer Managern trotz leicht zurückgehender Rüstungsausgaben der Bundesregierung, ihre Marktposition zu stärken. Die Angst vor dem Terrorismus öffnet Rheinmetall zudem neue Möglichkeiten, die eigentlich eher an James Bond erinnern: Das Unternehmen soll jetzt Vernebelungsanlagen entwickeln, die Atomkraftwerke vor terroristischen Anschlägen schützen.

Aber vor allem die gepanzerten Fahrzeuge sowie Waffensysteme aller Art kommen bei Regierungen und Militärs in aller Welt gut an. Erst vor wenigen Wochen hat Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) für 31 Millionen Euro neue Panzer vom Typ Wiesel in Düsseldorf bestellt.