vorlauf
: Totlustig

„Scrubs – Die Anfänger“(21.45 Uhr, ProSieben)

Der junge Mediziner J. D. (Zach Braff) in seinem ersten Job – planlos steht er im Klinikfoyer, dann geht’s zack, zack: intubieren, Not-OP, Krankenschwester-Sex. Klinikpersonal hat’s eben schwer.

Lachen, bis der Arzt kommt – es war Zeit für eine Krankenhaus-Comedy. Das Humorpotenzial von Einlauf, Bluthusten und Brustkrebs ist hinlänglich bekannt, und bei „Scrubs“ kommt’s in der Machart von „Ally McBeal“ daher.

Und so hat die neue Serie dieselben Probleme wie die vierte „Ally“-Staffel, was die notdürftigen Witzchen herumtrottelnder Mittelstandsheteros angeht. Überzeugen will die Hospital-Soap auch mit all den anderen „Ally“-Elementen: Zeitlupe, Voice over, optische Umsetzung von Geistesblitzen: Kriegt der Chefarzt doch echt Hörner, und hinten brennt die Hölle.

Der Tremor des Gesundheitssystems könnte sich dabei für den angeschlagenen Jugendsender ProSieben schnell als Rohrkrepierer erweisen: In den USA mag es normal sein, Leute ohne Krankenversicherung verrecken zu lassen und darüber preisgekrönte Soaps zu schreiben, in denen die Assistenzärztin kreischt: „Ich wurde voll gekotzt.“

Hierzulande aber könnte der Auswurf komisch kommen: Nach der jungunionistischen Debatte um den Entzug des künstlichen Hüftgelenks für ältere Semester erntet die Pointe um einen 92-jährigen Demenzkranken vielleicht nicht gar so viele Lacher, wenn der Oberarzt nörgelt: „Warum versucht er immer abzukratzen, wenn mein Mittagessen wartet?“

Immerhin, es gibt auch Tiefgang: „Und plötzlich war ich nicht mehr auf der High School“, sieht J. D. irgendwann ein – Arbeitsrealität meets kindliche Moralvorstellung, da staunt der Jungarzt. Am Schluss verfehlt er die Tür und rennt gegen die Glasscheibe, noch ganz in seine Gehirnzonenreflexmassage vertieft – seit „Dick und Doof“ nicht mehr gesehen so was.

Thema Selbstkritik: Für die taz wurde „Scrubs“ an einer original 12-Jährigen getestet. Die fand die Sendung lustig. Aber 21.45 Uhr ist dann doch ein bisschen spät für die kostenlos mitversicherte Zielgruppe, die dabei noch lachen kann.

JÜRGEN KIONTKE