hamburger szene
: Blöde Post!

Sie sah eigentlich sehr freundlich aus. „Sie haben recht“, sagte sie, „es ist eine Büchersendung.“ – Natürlich habe ich Recht, auch wenn ich behaupte, der rechtmäßige Empfänger dieser Buchsendung zu sein. Wie kann sie daran zweifeln! – Das tue sie doch gar nicht. – Und ob! Sonst müsste sie mir das Buch ja geben.

Nein nein, es reiche aus, dass es möglich sein könnte, dass ich ein anderer bin. – „Sie finden, dass es möglich ist, dass ich ein anderer bin, dass ich mir den Abholschein und die EC-Karte, auf der doch derselbe Name steht, wie auf dem Schein, unrechtmäßig angeeignet habe, und jetzt noch ein Paket, von dem ich weiß, dass es ein Buch enthält, mir unrechtmäßig aneignen will?“ Sie glaube natürlich nicht an diese Möglichkeit, aber es reiche, dass ein anderer daran glauben könnte. „Und außerdem, hier steht’s: Abholkarte + Ausweis.“ Sie glaube ans Unmögliche, sagte ich ihr, und mit ihr der ganze Apparat, und dass dieser aberwitzige Glaube ans Unmögliche den ganzen Staatsapparat stützt, dass dieser Glaube Staatsreligion ist, säkulares Christentum, ich aber von diesem Glauben mit seinem totalitären Textverständnis abgefallen bin, weil ich nicht mehr ans Unmögliche glauben kann. Weil es unmöglich sei bei der Post nur ein Mal ohne Ausweis seine Büchersendung abzuholen! Dass es das denkbar größte Elend ist, in Deutschland, in Hamburg und zu allem Überfluss auch noch in einer Postfiliale sich befinden zu müssen, sagte ich aus unerfindlichen Gründen nicht. MAXIMILIAN PROBST