Nicht jugendgefährdend

In den USA ist die dritte Version des legendären Computerspiels „Doom“ auf dem Markt erschienen

Schon am Wochenende war der komplette Code der Vollversion schon ins Internet geleckt. Etwas mehr als ein Gigbyte Daten und dem Vernehmen nach etwa 50.000-mal heruntergeladen. Die Firma „id-Software“ wird den Schaden überleben, der Ansturm auf die Läden in den USA war danach auch nicht schlecht: Doom ist nicht irgendein Computerspiel. Doom ist die Blaupause aller Ego-Shooter. Die erste Version erschien 1993, die Spielhandlung war simpel: Du hast die Waffe in der Hand und rennst los. Was sich bewegt, ist ein Feind und wird erschossen.

In Deutschland landete das Spiel deshalb umgehend auf dem Index für jugendgefährdende Schriften. (Etwas anderes als Schriften gab es damals in dieser Behörde noch nicht): So viel digitaler Realismus schien der deutschen Jugend auf keinen Fall zumutbar.

Ein schweres Erbe: In der neuen Version landet ein Soldat auf einer Raumstation, ein Experiment schlägt fehl und die Tore zur Hölle öffnen sich. Das klingt so simpel wie der Plot eines durchschnittlichen Horrorfilms, aber noch immer gibt es dem Spieler ausreichend Möglichkeiten, eine Vielzahl von Monstrositäten reuelos abzumetzeln.

Genau so haben die Spieler ihr Doom nun mal ins Herz geschlossen. Wirklich neu an Doom 3 ist wohl nur der technische Fortschritt der grafischen Effekte, die mit der heute üblichen höheren Rechnerleistung möglich geworden sind. Er ist sogar so sichtbar, dass links und rechts die Schreie der Verzückung der Testspieler gar nicht mehr aufhören wollten und zusammen mit den Schreien der getöteten Monster auf dem Bildschirm zu einer Kakophonie der brutalen Freude zusammenwachsen. Aber selbst die schönste Grafik-Engine und die tollsten Bitmaps machen alleine noch kein Spiel, das mit dem legendären Original mithalten kann. Skepsis ist angebracht, auch wenn die ersten Berichte von amerikanischen Spielern positiv klingen.

Positiv traumatisierend sind sie jedoch nicht. Noch immer rennt man mit einem mehr oder minder großen Gewehr durch die Gegend und erledigt dabei kleinere Aufgaben und größere Gegner. Brav ist das, selbst die deutschen Jugendschützer sehen darin keine Gefahr mehr: Als erster Titel der Firma id-Software seit zwölf Jahren wurde Doom 3 von der Prüfstelle Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) nicht indiziert: Die Gewalt werde diesmal nicht ästhetisiert und Tötungen fänden nicht in epischer Breite statt.

UKE BOSSE