Streifzug durch alle Facetten der Popkultur

Die Filmbar des Museum Ludwig präsentiert in diesem Jahr ein ambitioniertes Programm rund um das Thema Popkultur. Die Open-Air-Filmreihe „PopProjektionen“ auf dem Museumsdach deckt ein breites Spektrum ab

„PopProjektionen“ ist der Titel der diesjährigen Filmbar des Museum Ludwig. Die Open-Air-Reihe beginnt morgen mit dem Themenkomplex „Formensprache“. Dort wird einleitend die Genese des Musikvideos aus Elementen von Hollywood-Musical und Experimentalfilm rekapituliert.

Der Ausbruch aus der Realität in Tanzszenen von Busby Berkeleys „Dames“ von 1934 und Kenneth Angers Konstruktion einer surrealen, ikonischen Popwelt zwei Jahrzehnte später zeigen dies nur allzu deutlich. Der Beweis wird auch gleich mitgeliefert: Kaleidoskopische Tanzszenen in einem Video für die Chemical Brothers, die ganz konkret aus der gefilmten Realität herausfallen, sind Michel Gondrys Update von Berkeleys Ideen in der postmodernen Clipwelt.

Neben Realitätsausbrüchen auf der räumlichen Ebene steht das psychische Abdriften vor allem für die Popwelt der 60er Jahre. So ist Ronald Nameths Dokumentarfilm über ein Multimedia-Spektakel mit The Velvet Underground in Andy Warhols Factory selbst zu einem Trip geworden, während Roger Cormans Spielfilm „The Trip“ das feeling auf die ebene des B-Movies überträgt (Pop und Psychedelik: 6.8.).

Intellektuellere, aber auch betont assoziative Beobachtungen aus dieser Zeit zur „Arbeit mit Musik“ sind Jean-Luc Godards „One plus One“ und Michael Snows „New York Eye and Ear Control“. Das erste eine symbolische Kollision der „Black Music-Diebe“ The Rolling Stones mit den Black Panthern, das zweite eine Kommunikation des Experimentalfilms mit Free Jazz (7.8.).

Die diesjährige Themenwahl „Pop“ ist sicherlich der konzeptuellen Integration in das c/o pop-Festival geschuldet. Doch das Programm ist alles andere als ein kurzfristig zusammengeschustertes Verlegenheitsmodell. Mit den Filmen, die vom 5. bis 28. August Donnerstags, Freitags und Samstags in unterschiedlichen Themenblöcken zu sehen sind, wird ein breites Spektrum abgedeckt. Damit verfolgt die Filmbar zum ersten Mal ein eindeutig inhaltliches Konzept. Die ersten drei Ausgaben des sommerlichen Open Air-Kinos auf der Dachterrasse des Museum Ludwig waren deutlich personenbezogen, und Kunstinstitutionen wurden in den Vorjahren für die Programmgestaltung eingeladen. In diesem Jahr haben die beiden Kuratorinnen Alice Koegel und Cosima Rainer ein Programm rund um das Thema Popkultur mit dem Schwerpunkt auf Musik zusammengestellt.

Die Beispiele zeigen das Interesse der Veranstalterinnen an theoretischen Fragestellungen zwischen Popkultur und Film. In anderen Programmteilen wird mehr die Popkultur an sich, mit all ihren sozialen und politischen Konnotationen, in den Blick gerückt. Am 12.8. sieht man unter dem Titel „Fantum“ die Beatles-Dokumentation „What‘s Happening“, die bereits 1964 die in die USA schwappende Beatlemania untersuchte. „Lonely Boy“ von 1962 untersucht das weibliche Fantum an Hand des damals aufstrebenden Idols Paul Anka. Die weibliche Produzentenseite wird am 28.8. im Block „Female Riot“ mit Lizzie Bordens „Born in Flames“, einem filmischen Kampf um Gleichberechtigung in der Popkultur, beleuchtet. Daneben wird die Black Music mit Melvin Van Peebles Blaxploitation-Klassiker „Sweet Sweetback‘S Baadasssss Song“ (21.8) und „Last Angel of History“ (20.8.), der viel umjubelten Dokumentation über schwarze Entfremdungsmythen, gestreift. Alles in allem ist PopProjektionen ein vielfältiger Streifzug durch die Facetten der Popkultur. Christian Meyer

Filmbar – PopProjektionen: 5.-28.8., Do., Fr., Sa. jeweils 21 Uhr (Filmstart bei Einbruch der Dunkelheit, bei Regen im Museumskino). www.filmbar.info