Die Mattscheibe bleibt bunt

Heute beginnt die neue Bundesligasaison im Handball. Und im Fernsehen sind die Spiele auch wieder zusehen. Nach wochenlangen Verhandlungen und lautstarkem Krach scheinen sich die Beteiligten kurz vor knapp zu einigen

aus HamburgERIK EGGERS und OKE GÖTTLICH

Die Verantwortlichen am Rande des Handball-Supercupendspiels am Mittwochabend machten plötzlich fröhliche Miene zum chaotischen Spiel um die Fernseh-Übertragungsrechte an der Handball-Bundesliga. Nach wochenlangem öffentlichen Tauziehen um die größtmögliche TV-Präsenz des Handballsports scheinen sich doch noch alle Beteiligten zu einigen.

Sowohl mit dem Deutschen Sportfernsehen (DSF) als auch mit der SportA, der Rechteagentur für ARD und ZDF, ist sich die Deutsche Handball-Liga (HBL) nun im Grundsatz einig geworden, auch wenn es noch keine offizielle Verlautbarung gibt. „Der Vertrag ist durchverhandelt“, bestätigt Rainer Hüther, DSF-Geschäftsführer. Bei der SportA sind hingegen noch, wie eine Sprecherin sagte, „Feinjustierungen vorzunehmen“, die Unterschriften werden für Anfang der Woche erwartet. Damit ist zum heutigen Saisonstart das drohende Szenario einer TV-Abstinenz der Handball-Bundesliga beinahe perdu. Der Manager des letztjährigen Pokalsiegers SG Flensburg, Thorsten Storm, zeigte sich gestern „sehr einverstanden mit dieser Lösung“, zumal sich für die Vereine nun doch „kein Kostenrisiko“ durch Produktionszuschüsse an das DSF ergebe.

Die Verträge werden, so sieht die Lösung aus, direkt zwischen HBL und den Sendern abgeschlossen. „Derzeitiger Planungsstand“ beim DSF sind 24 Live-Spiele am Dienstagabend, dazu kommen sechs Partien am Sonntagnachmittag, die Sonntagsspiele werden aber womöglich noch aufgestockt. Dabei soll die Qualität der Übertragung, wie DSF-Mann Hüther bestätigte, mit einem höheren Kameraeinsatz verfeinert werden: „Wir wollen den Handball, soweit wirtschaftlich darstellbar, aufrüsten.“

Die Erstzugriffsrechte bleiben bei der öffentlich-rechtlichen Sportagentur SportA. Dort ist die Rede von rund 30 Live-Begegnungen in den Dritten Programmen, der NDR wird hingegen zunächst vorwiegend Ausschnitte zeigen (siehe Kasten).

Aus dem Geschäft hingegen ist offenbar der umstrittene Spielerberater Uwe Zimmer, der als Lizenznehmer und TV-Produzent zwischen Liga und DSF agieren wollte. Dem Vernehmen nach erwies sich das Angebot Zimmers wegen befürchteter Interessenkollisionen als nicht tragbar. „Es ging zum Schluss nur darum, die Kuh vom Eis zu bringen“, so Uwe Schwenker, Manager des THW Kiel, der sich im Frühjahr nach Krach mit dem umstrittenen HBL-Chef Jacobsen aus den Verhandlungen zurückgezogen hatte. „Es ist doch klar, dass sich die Fernsehanstalten zurückgehalten haben, wenn sich die Liga wie ein Ameisenhaufen präsentiert. Dass das Chaos auch noch in der Öffentlichkeit ausgetragen wurde, setzt dem Ganzen nur die Krone auf“, so Flensburgs Manager Thorsten Storm.

Insider kritisieren die Verhandlungsführung von Jacobsen und seinem unerfahrenen Geschäftsführer Bohmann. Erst die Kontaktaufnahme seitens der Sender mit Schwenker und Carsten Sauer, Manager des VfL Gummersbach, brachte die Wende.

Die SG Flensburg hat noch mit weiteren Verpflichtungen zu kämpfen: Als Teilnehmer an der Champions League muss die SG eine europaweite Fernsehübertragung sicherstellen. Da dies bislang kein deutscher Sender gewährleisten kann, versucht die SG nun eine dänische Produktionsfirma dafür zu finden.