Wie Pizza Margherita

Italiens Flaggenkrise ist überstanden: Eine Kommission hat endlich die Nationalfarben penibel definiert

„In jedem Haushalt“ wünscht sich Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi das Tuch, und Francesco Storace, Präsident der Region Latium, drängt es mittlerweile allen Schülern auf, denen er ein „Kit patriottico“ verehrt: Italiens Nationalflagge. Die grünweißrote Trikolore ist schwer in Mode. Aber welche Trikolore überhaupt? Eine Frage, die sich die Italiener nie gestellt haben.

Aber für Fragen, die man nicht stellt, für Probleme, die man nicht hat, für Regelungen, die man nicht vermisst, gibt es schließlich Regierungskommissionen. Irgendein Beamter jedenfalls beschloss irgendwann vor zwei Jahren, dass dringender Handlungsbedarf bestehe. Da mache ja jeder, was er wolle – sind sie nicht so, die Italiener? – und komponiere sich das Banner zusammen, wie es grade passt. Das Magazin der Alpenjäger jedenfalls beschwerte sich, da gebe es „irgendein Weiß, ein Grün nach Wahl und ein Rot nach freier Meinung – so geht es nicht!“ Und ein italienischer Europa-Abgeordneter soll sich mokiert haben, in Brüssel wehe ein Fetzen, der von der irischen Fahne kaum zu unterscheiden sei. Aber statt erst mal zu prüfen, ob der Mann, womöglich nach einem ausgedehnten Besuch in einem irischen Pub, nicht seinerseits die irische mit der italienischen Flagge verwechselt hatte, rief die Regierung zur Tat.

Die Experten brüteten, und als sie fertig waren, hatte Italien wirklich ein Problem: Die nun wirklich „authentische“ Fahne, die vor dem Parlamentsgebäude aufgezogen wurde, musste gleich wieder eingerollt werden. Zu bordeaux das Rot, zu tief das Grün, garantiert nicht irisch, aber nur entfernt italienisch.

Doch jetzt ist die Lösung da: Sie heißt „glänzend grasgrün, milchweiß, tomatenrot“. Man kann es aber auch genauer haben. In Zukunft wird eine Flagge in den Farben 18-5642 TC, 11-4201 TC, 18-1660 TC gehisst.

Staatspräsident Ciampi soll sich schon sehr erfreut gezeigt haben darüber, dass die Trikolore jetzt endlich die Farben hat, die es schon immer zu sehen gab. Ein Besuch der Findungskommission, am besten in Begleitung von Präsident Ciampi und eskortiert von einem Trupp Alpenjäger, in der Pizzeria hätte es auch getan: Schon vor gut 100 Jahren wurde schließlich die Pizza Margherita erfunden, um Italiens Nationalfarben auch bei Tisch gebührend zu feiern – und zugleich in einer Weise zu kodifizieren, die an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Die Margherita hat einen Belag aus – jawohl – tomatenroten Tomaten, grasgrünem Basilikum und milchigweißer Mozzarella.

MICHAEL BRAUN, ROM