Bremer Polizei schützt Handel

Polizei-Sperre für gestohlene Scheckkarten erschwert Plastik-Kriminellen den Zugriff aufs Konto: Bremen schlägt sich auf die Seite des Lastschriftverfahrens

bremen taz ■ Ab Montag könnten Scheckkartendiebe in Bremen schneller auffallen. Dann greift das Projekt „Kuno“ der Polizei: Sobald ein Scheckkartenklau auf dem Revier angezeigt wird, können die Beamten die Daten der gestohlenen Karte umgehend in eine bundesweite Sperrdatei übermitteln. Die Karte wird für die elektronischen Kassen im Verbund der angeschlossenen Läden gesperrt, der Dieb kann in diesen Geschäften nun per Karte und Unterschrift nichts mehr kaufen. „Der Handel wird so besser geschützt“, hieß es gestern bei der Bremer Polizei. Es gehe um Prävention – laut Bremer Polizeigesetz eine Polizeiaufgabe.

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen und Brandenburg beteiligen sich bereits an dem vor allem in Dresden entwickelten System. Ebenso Städte wie München und Hannover. Doch Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen – die großen Länder im Westen – haben sich für Kuno nicht erwärmt. Kuno steht – im besten Kriminalistenjargon – für „Kriminalitätsbekämpfung im unbaren Zahlungsverkehr unter Nutzung nichtpolizeilicher Organisationsstrukturen.“

Grund für die Zurückhaltung anderer Länder sei wohl das unterschiedliche polizeiliche Selbstverständnis, heißt es in Bremen. Dieses könne, wie etwa in Hamburg, so aussehen, dass Innenbehörden es ablehnen, die Aufgaben der Wirtschaft zu übernehmen – die für die Sicherheit ihres Zahlungsverkehrs selbst zu sorgen habe.

So sehen es auch die Banken. Die Karte mit PIN-Nummer garantiere die Zahlung, heißt es beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Im Gegensatz zur Zahlung ohne PIN-Nummer muss der Handel dafür allerdings 0,3 Prozent des auf die Karte gebuchten Einkaufspreises an die Bank abführen. Das summiert sich.

An der Weser räumen Kripoleute zu Kuno ein: „Es ist ein Abwehrkampf im Bereich der explodierenden Plastik-Kriminalität“. Aber immerhin falle der Scheckkartenbetrug nicht erst Wochen später auf, wenn der Händler erfährt, dass die von ihm akzeptierte Karte bei der Bank bereits gesperrt war. Vielleicht gebe es so wenigstens Täterbeschreibungen von Zeugen.

Handelskammer und Einzelhandelsverband Nordsee stehen der Sache nach einem ersten Monat Probelauf aufgeschlossen gegenüber. 80 Prozent des Einzelhandels wollten mit der Polizei zusammenarbeiten. Auch Bremerhaven beteiligt sich.

Bestohlene Privatleute allerdings müssen der Weitergabe ihrer Kartendaten ausdrücklich zustimmen – wenn Kuno wirken soll. MitarbeiterInnen im Handel warnt die Polizei unterdessen vor vorschnellen Schlüssen: Nicht bei jedem missglückten Kartenkauf stehe ein Dieb an der Kasse. Und: Falsch verstandenes Heldentum könne gefährlich werden. ede