Ein weites Feld

Reinhard Hamann hat Mathematik studiert, verdient sein Geld aber als Heilpraktiker und damit, Wasseradern, Erdspalten und elektromagnetische Felder aufzuspüren, die Menschen krank machen

von gernot knödler

Reinhard Hamann kann ad hoc demonstrieren, dass am Wünschelrutengehen etwas dran sein könnte. In seiner Ottenser Souterrain-Praxis nimmt der Geopathologe zwei L-förmige Alubügel mit kurzer Griffhülse in die Hände und geht damit durch den Raum. Kurz vor der Tür schwingen die beiden Bügel aus keinem erkennbaren Grund plötzlich nach innen. Hamann ist überzeugt, dass hier eine Wasserader verlaufen muss, denn darauf hat er sich beim Wünschelrutengehen konzentriert. Es hätten auch Erdspalten, -verwerfungen und globale Gitternetze mysteriösen Charakters sein können. Sie alle können nach Meinung von Geopathologen das Wohlbefinden von Menschen bis hin zur Krankheit beeinträchtigen. Wissenschaftliche Beweise gibt es dafür nicht.

„Es ist was Subjektives, aber häufig passend“

Hamann räumt ein, sich in einem „Graubereich“ zu bewegen, gegen den er seine Erfahrung mit alternativen Heilmethoden setzt. „Als Heilpraktiker stellt man fest: Viele Krankheiten sind nicht erklärbar“, sagt Hamann und erzählt eine Geschichte: Ein 18-jähriges Mädchen sei zu ihm gekommen, das Schlafstörungen und Magen-Darm-Probleme hatte. Hamann ermittelte eine Kreuzung aus Wasseradern unter dem Bett der jungen Frau – aus der Sicht von Geopathologen und Baubiologen ein Worst-Case-Szenario. Er schirmte das Bett mit einer Spezialfolie aus den USA ab und siehe da: Nach ein paar Tagen verschwanden die Schlafstörungen.

„Man muss es zumindest ausprobieren“, findet Hamann. Als diplomierter Mathematiker ist er zwar ein Freund des Beweisbaren, und er bedauert, dass die Ergebnisse der Wünschelruten-Gänge strengen wissenschaftlichen Kriterien nicht standhalten. Seiner Erfahrung nach kommen Wünschelruten-Geher jedoch erstaunlich oft zu gleichen Ergebnissen, wie sich etwa bei der Prüfung der frisch gebackenen Geopathologen seines Kurses gezeigt habe. „Es ist was Subjektives, aber doch sehr häufig passend“, sagt Hamann.

Wer die Wünschelrute auspackt, braucht Hamann zufolge genauso wenig eine spezielle Begabung, wie einer, der wechselnde elektrische und magnetische Felder, den so genannten Elektrosmog, sucht. Die Ausrüstung hierfür ist High Tech und weckt Assoziationen zu dem Film „Ghostbusters“: schachtelförmige Messgeräte mit Digitalanzeigen, Kabeln und Antennen, Klebeband, Steckdosenprüfer und Zollstöcke in vier verschiedenen Farben. Mit letzteren markiert er die Wasseradern, Erdspalten, Verwerfungen und Gitternetze. Die Messgeräte, die Hamann in zwei Fotokoffern verstaut hat, kosten mehr als 1.000 Euro – etwa so viel wie die Ausbildung zum Geopathologen.

Untersucht werden vor allem Schlafplätze

Nach hochfrequenten Feldern fahndet Hamann mit einem Analysegerät, auf dem eine Art Tannenbäumchen als Antenne steckt. Er hält es in die Luft und geht damit durchs Zimmer. Das Gerät knarrt wie ein Geigerzähler: je schneller und lauter, desto stärker das Feld, dessen genaue, schnell wechselnde Stärke sich auf der Digitalanzeige ablesen lässt. Irgendwo Richtung Decke knarrt es besonders laut. Hamann vermutet als Ursache das tragbare Telefon der Nachbarn, die über der Praxis wohnen.

„Die mobilen Haustelefone sind auf jeden Fall ein größeres Problem als Handys“, urteilt Reinhard Hamann. Und die Niedrigfrequenz-Felder, die entstehen, wenn elektrische Geräte angeschlossen und betrieben werden, seien mindestens ebenso gefährlich. Wirkung zeigen die Felder und geologischen Phänomene nach Einschätzung von Geopathologen und Baubiologen in der Regel nur, wenn ihnen Menschen über Stunden ausgesetzt sind.

Hamann untersucht daher Schlafplätze und stellt seine Rechnung entsprechend: Für die Untersuchung des ersten Einzelbettes veranschlagt er 90 Euro, für ein Doppelbett 130, für weitere Einzelbetten 55 und Kinderbetten 35 Euro. Dazu kommen Kosten für die Anfahrt, eine gesundheitliche Beratung und die Sanierung mit Schutzfolie, Elektrosmog-Tapete oder Abschirm-Farbe.

Näheres zu Elektrosmog, Erdstrahlen und was man dagegen tun kann, unter: www.geopathologenverband.de, www.katalyse.de