szenenapplaus
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Ein Kissen für die Unterarme, die Hände gefaltet – fast betend – darauf abgelegt, so stehsitzen die Menschen, die aus dem Fenster gucken (und manchmal auch spucken). Sind sie die modernen Denkmale der Desorientiertheit? Mahnmale, Wächter, Beobachter? Sie scheinen zu sagen: „Mach hier keinen Mist, ich seh‘ alles. Mir machst du nichts vor!“ oder: „Mir ist langweilig, ich weiß nichts mit meinen Leben anzufangen und schenke es dir, schenke es der Beobachtung von dir. Ich sehe nichts, obwohl ich starre. Ziehe an mir vorbei, Fremder. Aber hinterlasse keine Spuren auf meiner Netzhaut.“

Diese Menschen scheint weder das Fernseh- noch das Radioprogramm zu begeistern. Sie zeigen Desinteresse an Computern und dem, was man damit machen kann. Sie sind allein und wollen auf die Straße, trauen sich aber nicht. Ihnen fehlt der Markt, der Austausch mit anderen Voyeuren des Alltags. Ihr Merkmal ist das Schweigen. Interessieren sie sich wirklich für die Menschen, die vorüberziehen wie Wolken? Sind sie selbst interessierte oder hoffnungslose Kandidaten?

Die Frauen und Männer, die aus den Fenstern hängen, sehen in ihrer Straße, dass es heute regnet. Und wie eine junge Frau mit einem Rock über der Hose ihr im Kinderwagen liegendes Baby vorbeischiebt. Die Mutter telefoniert per Handy. Das Baby hat ebenfalls eine Funkschachtel in den Händen und telefoniert mit der Mutter. Es schreit um Hilfe. (Noch).Carsten Klook