Schmids Totalabsturz

Gegen den früheren Mobilcom-Chef wird nun Anklage wegen Untreue erhoben: Es droht Gefängnisstrafe

Büdelsdorf taz ■ Vorbei sind die schönen Tage: Als Gerhard Schmid als der Selfmademan des Jahres gefeiert wurde, als sein Unternehmen Mobilcom vom kleinen schleswig-holsteinischen Dorf Büdelsdorf aus die Börsenwelt zu erobern trachtete. Schmid gehörte zu den hundert reichsten Deutschen, jetzt ist er insolvent, seine Firma hat ihn vor die Tür gesetzt, und nun erhebt auch noch die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den umtriebigen Franken: Die Kieler Anklagebehörde äußert den Verdacht der Untreue Schmids zu Lasten von Mobilcom – es geht um stolze 70 Millionen Euro.

Diese Summe soll der 51-Jährige in seiner Zeit als Boss von Mobilcom in Richtung der Firma seiner Frau Sybille Schmid-Sindram teilweise ohne vertragliche Grundlagen verschoben haben. Schmid habe damit seine „Sorgfaltspflicht als Vorstandsvorsitzender von Mobilcom verletzt“, stellt Oberstaatsanwalt Uwe Wick fest. Der Ball liegt nun beim Landgericht Kiel: Das entscheidet, ob ein Hauptverfahren gegen Schmid eröffnet wird. Dann käme es zur Gerichtsverhandlung.

Das Geld floss im Zusammenhang mit einem Deal, den der damalige französische Mehrheitseigner France Télécom mit Mobilcom abwickelte. Das Aktien-Optionsgeschäft hatte die Schleswig-Holsteiner an den Rand des Ruins gebracht. Gleichzeitig brach ein Machtkampf zwischen den Franzosen und Schmid aus – der fühlte sich mehr und mehr aus dem Unternehmen gedrängt, reagierte bockig und wurde daher von France Télécom und dem neuen Vorstand um Thorsten Grenz rausgeworfen.

Der im Zorn Geschiedene blieb zwar Hauptaktionär des Mobilfunkunternehmens, geriet nach dem rapiden Fall der Aktie jedoch selbst in Turbulenzen und musste Privatinsolvenz anmelden. Sein aktueller Schuldenstand soll sich auf sagenhafte 300 Millionen Euro belaufen. Jetzt droht dem früheren Milliardär sogar das Gefängnis. PETER AHRENS