Drohen mit einer nicht existenten Drohung

Auch beim Münchner Maschinenbauer MAN wird über die Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche verhandelt

MÜNCHEN taz ■ Helle Aufregung bei den Beschäftigten des Maschinen- und Autobauers MAN: Zuerst hatte Vorstandschef Rudolf Ruprecht die Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche gefordert, dann machte die Meldung die Runde, dass bis zu 7.000 Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden sollen – wenn man sich nicht schnellstens einigt. Die IG Metall geht in Stellung – heute sollen vor den Toren bei MAN-Diesel und MAN-Roland Flugblätter verteilt werden.

„Die Aufregung wird durch uns etwas zurückgehalten“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende der MAN-Dieselsparte Detlef Dirks, der auch im Aufsichtsrat des Konzerns sitzt. „Die Drohung, Arbeitsplätze zu verlagern, ist mir bis jetzt in der Form nicht bekannt!“ Auch der Konzernleitung ist sie offenbar unbekannt. Empört dementierte Pressesprecher Wieland Schmitz. Es gebe zwar Verhandlungen über eine längere Wochenarbeitszeit. Diese Gespräche mit der Gewerkschaft würden aber schon seit vergangenem Jahr laufen und im August fortgeführt. „An den Verlagerungsdrohungen ist jedoch überhaupt nichts dran.“ Auch der Vorwurf, man hänge sich an Siemens oder Daimler dran, sei absurd. Schließlich würden die Gespräche über Kostensparmöglichkeiten schon lange laufen.

Der MAN-Konzern strebt gleichwohl an, bei den Offenbacher Mitarbeitern in der Drucksparte (MAN-Roland) auf 40 Wochenarbeitsstunden zu kommen, in Augsburg werden zunächst 38 Stunden angestrebt. Der Augsburger IG-Metall-Bevollmächtigte Jürgen Kerner sagt, die Auftragslage im Bereich Dieselmotoren sei so gut, dass man die Forderungen des Vorstandes nicht nachvollziehen könne. Zudem könne im Bereich der Druckmaschinen nicht von einem Wettbewerbsvorteil gesprochen werden, wenn man die Wochenarbeitszeit erhöhe. Schließlich seien die Weltmarktführer deutsche Unternehmen (König+Bauer, Heidelberger, MAN-Roland), und sobald eines dieser Unternehmen die Arbeitszeit verlängere, zögen sofort die anderen nach. KLAUS WITTMANN