Rauchverbot am Steuer nötig

Eine neue Studie beweist: Gesundheitliche Schäden bei Kindern durch passives Rauchen sind gravierender als bisher angenommen. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung wünscht sich daher ein generelles Rauchverbot in Privatautos

aus Berlin NINA MAGOLEY

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, plädiert für ein generelles Rauchverbot in Privatautos. In einer neuen Broschüre, die das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg mit Unterstützung des Bundesgesundheitsministeriums herausgebracht hat, heißt es, „auf Grund der besonders hohen Schadstoffbelastung in Privatfahrzeugen durch die geringe Raumgröße sollte ein Rauchverbot auch in Privatfahrzeugen mittel- bis langfristig umgesetzt werden“. Auf Nachfrage der taz bekräftigte eine Sprecherin von Caspers-Merk, das Verbot sei „wünschenswert“.

Mehreren Studien zufolge, so das Ministerium, sind die gesundheitlichen Schäden durch passives Rauchen besonders bei Kindern erheblich gravierender als bisher angenommen. Demnach kämpfen 20 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland mit gesundheitlichen Beschwerden, die eine Folge des Passivrauchens auch schon während der Kindheit sind. Gerade im Auto, „auf kleinstem geschlossenem Raum“, sei die Belastung auch für die Nichtrauchenden enorm, erklärte Caspers-Merk gestern in Berlin. Allein 40 der im Tabakrauch enthaltenen Substanzen seien schon in geringsten Mengen derart krebserregend, dass es keine Grenzwerte für ihre Gefährlichkeit gibt. „Kinder können meistens noch nicht mal entscheiden, ob sie dem ausgeliefert sein wollen oder nicht.“

Die Hoffnung, dass sich die Forderung nach einem gesetzlichen Rauchverbot in PKWs umsetzen lässt, ist allerdings auch bei der Drogenbeauftragten eher vage. „Höchstens im Zusammenhang mit der Verkehrssicherheit, ähnlich wie beim Verbot von Handygesprächen“, räumte die Sprecherin ein. „Das beträfe dann aber auch nur den Fahrer des Autos.“ Zunächst müsse man sich darauf beschränken, mit verstärkten Appellen auf diese „wahnsinnige“ Situation aufmerksam zu machen.

Die Untersuchung habe ergeben, so Caspers-Merk, dass rund ein Drittel aller Schwangeren zu Beginn der Schwangerschaft rauche, jede fünfte gebe das Rauchen gar nicht auf. Das Risiko des „plötzlichen Kindstods“ sei bei Neugeborenen starker Raucherinnen um das 8- bis 16-fache höher als bei anderen Kindern. Selbst wenn im Haus „nur der Opa“ rauche, steige das Risiko auf das Zwei- bis Vierfache. Jedes zweite Kind in Deutschland lebe in einem Raucherhaushalt.

Weitere Krankheiten, die nach neuesten Erkenntnissen bei Kleinkindern eindeutig, also unter Ausschluss anderer Faktoren, durch passives Rauchen hervorgerufen werden können, sind Asthma, Mittelohrentzündung, angeborene Lippen-Gaumenspalten oder Übergewicht im Grundschulalter. Auch bei Verhaltensstörungen wie motorische Unruhe oder „vermehrtem Schreien“ konnte häufig ein direkter Zusammenhang mit der unfreiwilligen Qualmerei nachgewiesen werden.

Aufgrund „wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse“ kommt das Krebsforschungszentrum in seiner Broschüre daher zu dem Schluss: „Rauchen in Anwesenheit von Kindern kommt einer Körperverletzung gleich.“