DIE UNO WIRD IM IRAK GEBRAUCHT – ERWIDERUNG AUF ANDREAS ZUMACH
: Unverzichtbar als politische Mittlerin

Noch ist unklar, wer die Täter und was ihre Motive für den schweren Anschlag auf die UNO-Vertretung in Bagdad waren. Doch eines haben sie zweifelsohne erreicht – sie haben die Hoffnungen der Iraker auf ein baldiges Ende der anhaltenden Gewalt zerstört. Damit haben sie die angloamerikanische Koalition weiter diskreditiert, der es auch vier Monate nach Kriegsende noch nicht gelungen ist, für Sicherheit im Irak zu sorgen. Nur wenige Iraker fordern deshalb jedoch den sofortigen Abzug der Koalitionstruppen.

Die Koalition hat das Zweistromland von einer der schlimmsten Diktaturen befreit. Darüber sind die meisten Iraker immer noch mehr als froh. Dass die Koalitionäre möglicherweise mit einer falschen Begründung einmarschiert sind oder gar die internationale Gemeinschaft über das wahre Ausmaß der irakischen Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen getäuscht haben, ist dabei für die Mehrheit der Menschen hier zweitrangig.

Richtig ist: Die Frage des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges muss geklärt werden. Doch selbst wenn er völkerrechtswidrig war, ist die Forderung zynisch, dass jetzt die UNO aus dem Irak abgezogen werden müsse, nach dem Motto „Seht doch selbst zu, wie ihr den Karren wieder aus dem Dreck zieht“.

Die UNO wird im Irak gebraucht – nicht als Friedenstruppe, sondern als politische Mittlerin. Egal wie viel Willige zur Verbesserung der Sicherheitslage Washington noch gewinnen kann. Nur die UNO kann vor allem an die arabische Welt die Botschaft vermitteln, dass die Staatengemeinschaft hinter der Neugestaltung des Irak steht. Das ist vor allem für den irakischen Regierungsrat wichtig, der sich schwer damit tut, die ihm zugedachte Verantwortung für das Land zu übernehmen.

Darüber hinaus kämpfen Gruppen wie die sunnitische Islamische Partei, die ihre Wurzeln in der Muslimbruderschaft hat, mit dem Unmut ihrer Basis, die zum Teil bis ins militante islamistische Spektrum hineinreicht. Stellt sich die UNO nicht hinter den Rat und die Koalition, wird sich ein Bruch des heterogenen Gremiums auf lange Sicht nicht vermeiden lassen. Das wäre indes das Ende für alle Friedensbemühungen zwischen den religiösen, ethnischen und politischen Gruppen im Irak.

Ohne die schwierige Konsensfindung im irakischen Regierungsrat wäre ein Bürgerkrieg wohl kaum abzuwenden. Das wäre ein Sieg für die Gegner der Demokratie und ein Debakel für die UNO. Denn sie hat ohnehin bei vielen Irakern den Ruf, sie in schwierigen Zeiten – wie nach dem zweiten Golfkrieg – im Stich zu lassen. INGA ROGG