EINE KLEINE GESCHICHTE DES SCHEITERNS

Sechsmal die Tour de France zu gewinnen – daran scheiterten bisher alle Tour-Helden. Hier ihre Geschichten:

Jacques Anquetil: Der Franzose, wegen seiner Kühle emotionslos „Maître Jacques“ genannt, gewann die Tour erstmals 1957 – und dann von 1961 bis 64 in Folge. Im Jahr darauf ging der Zeitfahrspezialist nicht an den Start, 1966 nahm er teil, obwohl er sich wegen einer akuten Erkrankung nicht in Bestform befand.

Eddy Merckx: Der Belgier gewann von 1969 bis 72, pausierte im Folgejahr, um 74 seinen fünften Titel folgen zu lassen. Beim sechsten Anlauf schien der „Kannibale“ wegen einer schweren Halsentzündung im Frühjahr nicht in gewohnter Form, lange Zeit in Gelb fuhr er dennoch – und das, obwohl der ob seiner Dominanz nicht eben geliebte Belgier in der Auvergne von einem fanatischen Zuschauer per Leberhaken vom Rad geholt wurde. Entschieden wurde das Rennen auf der 15. Etappe und in den Alpen. Im Schlussanstieg trat Bernard Thévenet mächtig an, Merckx konnte ihm nicht folgen. Das war’s. Merckx wurde Zweiter.

Bernard Hinault: Der Franzose gewann die Tour 1978 und 79 sowie in den Jahren 81, 82 und 85. 1986, bei seinem letzten Auftritt, sollte er eigentlich dem im Vorjahr drittplatzierten Mannschaftskollegen Greg LeMond (USA) zum Sieg verhelfen. Hinault scherte sich darum zunächst wenig und sah erneut wie der Sieger aus, ehe LeMond auf der ersten Alpenetappe zum großen Schlag ausholte und dem am Ende zweitplatzierten Franzosen über drei Minuten abnahm.

Miguel Indurain: Der Spanier war der erste Fahrer, der die Tour fünfmal in Folge gewann, nämlich von 1991 bis 95. Umso bitterer war sein Abschied im Jahr darauf. Im Schlussanstieg der ersten Alpenetappe ereilte ihn ein so genannter Hungerast (eine Unterzuckerung, verbunden mit Dehydration), der ihn über drei Minuten verlieren ließ, auf der ersten Pyrenäen-Etappe nahm ihm Bjarne Riis, der spätere Sieger, nochmals fast zweieinhalb Minuten ab. Ausgerechnet am Tag, an dem die Tour durch Indurains Heimatregion Pamplona führte, bekam er weitere acht Minuten aufgebrummt. Der Spanier stieg vom Rad – und nicht mehr auf. KET