Skilaufen auf dem Mauerstreifen

Auch wenn es nicht so oft vorkommt: Sobald Berlin im Schnee versinkt, gehen tausende Berliner auf die Piste

Berlin ist ein Paradies für Skifahrer. Meteorologisch hat dieser Winter das mehrfach bewiesen. Und die Berliner haben sich inzwischen drauf eingestellt: Skiverbände gibt es in der Hauptstadt schon mehrere Jahrzehnte.

Rudi Gathow vom Skiclub Prenzlauer Berg läuft etwa seit über 30 Jahren Ski, vor allem Alpinski und Langlauf. Am liebsten begibt er sich dazu in die berühmten Skigebiete um die Müggelberge oder den Teufelsberg. Gipfelhöhe: zwischen 70 und 95 Metern. „Ich empfehle Anfängern aber nicht von oben nach unten zu fahren, weil es zu gefährlich ist“, sagt Gathow. Generell sei es beim Start besser einen erfahrenen Läufer mitzunehmen, der auf Fehler hinweist und einem alles erklären kann.

Gathow empfiehlt auch den Trümmerberg in Prenzlauer Berg, der sogar fast einen Lift bekommen hätte. Vor drei Jahren war dieser Plan schon recht weit gediehen, erzählt Gathow. Ein Bayer wollte Finanzen und Schnee mitbringen, doch letztendlich ist das Projekt gescheitert. Und das war nicht das erste Mal, dass ein Lift am mangelnden Verständnis seitens des Bauamts gescheitert. Die Beamten beharren auf dem Standpunkt, dass in Berlin zu selten ideale Skibedingungen herrschen.

Trotzdem sieht Martin Kiesner, der Spitzensportbeauftrage von der Technischen Universität, hin und wieder Spuren im Schnee: „Die Langläufer stellen manchmal Schilder auf. Dort steht dann ‚Loipen nicht zertreten‘.“ Die Loipen organisieren die Skilangläufer selbst, da es in Berlin keine gespurten Langlaufstrecken mehr gibt.

Recht gut schätzt dagegen Thomas Mikolajski die Bedingungen zum Skilanglauf ein. „Das Leichteste ist momentan, wenn man Ski und Ausrüstung hat, rauszugehen und einfach in den Wald zu laufen“, sagt der Erste Vorsitzende des Vereins „Berliner Schneehasen“. Eine Ausrüstung kann auch günstig bei Vereinen oder Wintersportgeschäften ausgeliehen werden.

Von den rund 1.500 Vereinsmitgliedern der Berliner Schneehasen würden bis zu 300 Personen Langlauf betreiben, sagt Mikolajski. Sie laufen bevorzugt im Tegeler Forst, dem nördlichen Abschnitt des Mauerstreifens in Richtung Frohnau oder im Umland. „Im Forst sollten nur die öffentlichen Wege genutzt werden, da sonst das Wild aufgescheucht wird, und das sieht der Förster nicht gern“, so Mikolajski. Aber auch wer in Naturschutzgebieten Ski fährt, muss nicht mit einer Geldbuße rechnen, wie Marc Franusch vom Landesforstamt bestätigt. Dennoch hat er einen Appell: „Die Menschen sollen sich ruhig in den Wald begeben, es ist im Moment wunderschön. Aber wenn es geht, sollen sie auf den Hauptwegen bleiben.“ Die Tiere benötigen ihre geschützten und beruhigten Gebiete.

Aber man muss nicht in den Wald gehen zum Skilaufen. Der Sportwart für Ski vom Ski-Club Berlin, Ralf Grüschow, empfiehlt zugefrorene Seen, wenn sie leicht mit Schnee bedeckt sind, und Sportplätze: „Die Kunstrasenplätze sind ideal, allerdings kann man nur im Kreis laufen.“ Erlaubt ist Skilanglauf auch auf dem Stahnsdorfer Friedhof oder im Britzer Garten, so der Skiverband Berlin. FRANZISKA BÖHL