„Da haben Sie sich ein Schnäppchen organisiert“

Auch der Präsident des Senats, Henning Scherf (SPD), ist dabei, wenn Unternehmer Klaus-Peter Schulenberg den Grundstein für sein neues Domizil legt. An der Contrescape geht es demnächst nach dem Entwurf von Oswald M. Ungers höchst dreieckig zu. Neue Arbeitsplätze scheinen nicht in Sicht

Bremen taz ■ Es wird, so viel steht fest, ein selbstbewusster Bau. Wer künftig von der Sögestraße Richtung Bahnhof oder umgekehrt spaziert, dessen Blick wird unweigerlich haften bleiben an dem siebenstöckigen Dreieck aus Glas und hellem Stein, das mit scharfer Kante in den Raum ragt. Gestern legte der Unternehmer Klaus-Peter Schulenberg gemeinsam mit Bürgermeister Henning Scherf (SPD) und Vorzeigehandwerkern den Grundstein für das neue Geschäftshaus der KPS-Gruppe an der Contrescape. Unter den wohlgefälligen Blicken von Alt-Senator Josef Hattig und anderen CDU-Größen wurde eine metallene Hülse, gefüllt mit Münzen und aktuellen Tageszeitungen im Grundstein eingemauert. Auch rund 150 Bremer Mitarbeiter der KPS-Gruppe applaudierten am Bretterzaun. Im Frühjahr sollen hier laut Pressemitteilung die Konzernzentralen der KPS-Gruppe und der ebenfalls zum Schulenberg-Imperium gehörenden CTS Eventim einziehen. In den beiden ersten Geschossen wird die Sparda-Bank fast 2.000 Quadratmeter anmieten und eine erweiterte Bremer Niederlassung einrichten.

Der Verkauf des Contrescarpen-Grundstückes im Jahr 2000 an Schulenberg geriet mehrfach in die Schlagzeilen (siehe Chronik). Schulenberg betonte daher gestern, der Neubau sei ein „klares Bekenntnis zum Standort Bremen, auch wenn nicht alle Firmenzentralen der Gruppe hier angesiedelt sein werden“. Rund dreihundert Mitarbeiter sollen in Zukunft die Etagen bevölkern – sie arbeiten derzeit größtenteils am alten Firmensitz in der Contrescape 46. Die von Schulenberg und Politikern geschürte Hoffnung, dass durch den prominenten Neubau Arbeitsplätze aus der Münchner Eventim Filiale nach Bremen verlagert werden, erfüllt sich aber offenbar nicht. In München sind derzeit rund 170 Mitarbeiter beschäftigt. Es sei vorgesehen, „ein paar Mitarbeiter aus Hamburg und kleineren Städten hierher zu holen“, so ein leitender Angestellter.

Den politischen Streit um den Verkauf des Grundstücks, der insbesondere von den Grünen immer wieder angeprangert worden war, kommentierte Scherf in seiner Glückwunschrede mit den Worten: „Diese Stadt kommt nicht über Stänkern voran, sondern über positive Zusammenarbeit.“ Auch Schulenberg bedauerte, dass „jede Aktivität und Nichtaktivität so breiten Widerhall gefunden hat“. Es sei immer sein Ziel gewesen, auf diesem Grundstück zu bauen, aber auf einer ökonomisch angemessenen Basis.

Umso glücklicher sei er jetzt, dass es mit dem Neubau, entworfen vom Architketen Oswald Mathias Ungers, gelungen sei, eine landmark zu setzen. Der Standort in unmittelbarer Nachbarschaft zu den historischen Wallanlagen und dem architektonisch bedeutenden Haus des Reichs, habe auch sie zu Qualität verpflichtet. Der „edle Habitus mit Glas und Naturstein“ passe sich hervorragend ein. Der Neubau an der Contrescarpe ist damit der fünfte von Architekt Ungers im Land Bremen. Flughafen, Messehallen, das Bremer Institut für Betriebstechnik an der Uni und das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven stammen ebenfalls aus seiner Feder. Nicht verwirklicht wurde hingegen aus Kostengründen der zunächst favorisierte Entwurf der Hamburger Architekten Bothe-Richter-Teherani. Auch ist der jetzt entstehende Neubau größer und höher als ursprünglich geplant. Die Stadt hatte zuletzt – auch dies ein Gegenstand öffentlicher Debatte – 500 zusätzliche Quadratmeter an Schulenberg verschenkt. Wohl nicht darauf, aber auf die exponierte Lage des Grundstücks, spielte Scherf an mit dem Satz: „Da haben sie sich ein Schnäppchen organisieren können, Herr Schulenberg.“

Nicht anwesend waren beim gestrigen Weinschorle- und Käsebrötchenempfang die Kritiker des Grundstück-Deals. Matthias Güldner, Fraktionsvize der Bremer Grünen, reagiert verhalten auf das Ereignis: „Noch ist nicht raus, ob die einmal versprochenen Arbeitsplätze tatsächlich hier zustande kommen“. Außerdem ärgere er sich nach wie vor darüber, „wie hier mit zweierlei Maß gemessen wird: Während man kleinen Gröpelinger Hausbesitzern eine Sanierungsabgabe aufs Auge drückt, verschenkt man an Unternehmer 500 Quadratmeter in bester Lage.“

Zur Bremer Schulenberg-Gruppe gehören unter anderem die hiesigen Anzeigenblätter AbisZ, Weser-Report und Delme-Report sowie die KPS-Messe- und Konzertagentur. Die CTS Eventim, dessen Vorstandsvorsitzende Klaus-Peter Schulenberg ist, ist einer der großen deutschen Ticketvermarkter und Eventveranstalter. Das expandierende Unternehmen, das sich „zum führenden europäischen Konzern der Entertainmentbranche“ entwickeln will, soll beispielweise die WM-Tickets in Deutschland vertreiben.

Elke Heyduck