Was ist mit den getöteten Frauen?

betr.: „Jenseits der Familientragödie“, Kommentar von Heide Oestreich, taz vom 14. 2. 09

Der Artikel ist sehr täterzentriert und zeigt die scheinbaren Nöte des Mörders und den daraus folgenden – fast – schicksalhaften Verlauf einer sogenannten Tragödie, an deren Ende – wie so häufig – der Tod einer Frau oder eines Kindes steht. Soziale Angebote sollen „diese Jungs“ von einer Gewalttat abhalten.Was ist mit den getöteten Frauen und Kindern, die nicht mehr über ihre Nöte und über die täglichen Demütigungen und erlittenen Gewalttätigkeiten sprechen können? Fast wöchentlich werden Frauen und Kinder von Männern getötet, weil sie sich – wie die Autorin formuliert – dem „Kontrollbedürfnis der Männer“ widersetzen. Dabei handelt es sich bei der Mehrzahl der Täter um Männer aus dem familiären Umkreis. Die nationale, kulturelle oder religiöse Zugehörigkeit ist in diesem Zusammenhang letztlich belanglos!

Die männlichen Täter vereint letztlich vor allem eine Überzeugung: die Überzeugung, dass Frauen – und auch Kinder – Menschen zweiter Klasse sind. Die vielfachen Morde sind anders nicht zu erklären. Soziale Angebote werden die Täter vermutlich kaum beeindrucken. Hier muss viel mehr passieren. In erster Linie muss die Gesellschaft jedoch den Frauen und Kindern bedingungslosen Schutz, Aufklärung und Hilfe bieten und klarmachen, dass die Täter, die die Menschenrechte mit Füßen treten, absolut keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. ROSA GEPPERT, Münster