DER MUTMASSLICHE TERRORIST HAMBALI MUSS IN INDONESIEN VOR GERICHT
: Ein Schauprozess ist immerhin öffentlich

Der „dicke Fisch“ ist gefangen, doch die erfolgreiche Aktion von thailändischer Polizei und US-Agenten hat einen faden Beigeschmack. Das liegt nicht nur daran, dass die Umstände der Verhaftung des mutmaßlichen Al-Qaida-Terroristen Hambali bisher unklar sind. Wichtiger ist, dass Terrorbekämpfung in Südostasien bisher meist nur auf internationalen Druck stattfindet – oder aber aus dem Wunsch heraus, den USA zu gefallen. Somit war es auch kein Zufall, dass Thailand im Juni die Verhaftung mehrerer mutmaßlicher Mitglieder der Jemaah Islamiyah bekannt gab, als Premier Thaksin gerade die USA besuchte.

Der nun gefasste Hambali interessiert vor allem die Vereingigten Staaten: einmal wegen seiner angeblichen Al-Qaida-Kontakte, zum anderen weil Hambalis Verhaftung den USA erneut einen Grund liefern könnte, Indonesien und seinen südostasiatischen Nachbarn das Terrorproblem vor Augen zu führen. So könnte Hambalis Festnahme der amerikanischen Armee die Möglichkeit liefern, mit Militärbasen in Südostasien Fuß zu fassen.

Äußerst pikant an der Festnahme Hambalis ist auch, dass sich nun sein Heimatland Indonesien um die Auslieferung des Gefangenen bemühen muss. Für das ohnehin krisengeschüttelte Inselreich ist diese Angelegenheit doppelt heikel: Auch wenn der mutmaßliche Terrorist ausgeliefert würde, änderte das kaum etwas an der lückenhaften Terrorbekämpfung im indonesischen System. Zwar waren die Bali-Ermittlungen international sehr gelobt worden, doch wegen der wuchernden Korruption im Lande, die eine zaudernde Präsidentin Megawati nicht stoppen kann, wird sich die Jemaah Islamiyah auch weiterhin illegal mit falschen Pässen und Sprengstoff versorgen können.

Trotzdem: Hambali darf nicht in US-Gewahrsam verbleiben, sondern muss in seiner Heimat vor Gericht gestellt werden. Gerichtsverhandlungen auf Bali sind zwar Schauprozesse – aber somit immerhin und im Gegensatz zum US-Gewahrsam öffentlich. Und viele, besonders die US-kritischen Indonesier wollen wissen, was aus einem Attentäter wie Hambali wird. NICOLA GLASS