Mystische Ankündigung für Mythos Babelsberg

Die neuen Eigentümer wollen das Studio auf „großes internationales Kino“ ausrichten. TV-Produktionen sollen zusätzliche Einnahmen bringen. Brandenburger Medienbeauftragter wertet Übernahme als „ernsthaften Versuch“

Die neuen Eigentümer von Studio Babelsberg wollen den traditionellen Standort erhalten und vorwiegend auf den großen internationalen Film ausrichten. Auch die TV-Produktion soll intensiviert werden. Das sagte der 47-jährige Carl Woebcken am Mittwoch in Potsdam nach ersten Gesprächen mit Belegschaft, Betriebsrat und Vertretern der Brandenburger Landesregierung. Er hatte das Unternehmen vorige Woche zusammen mit dem 43-jährigen Münchner Christoph Fisser überraschend vom französischen Vivendi-Konzern für 1 Euro erworben.

„Wir sind angetreten, um Babelsberg wieder auf Erfolgskurs zu bringen und hier großes internationales Kino zu machen“, sagte Woebcken. Es handele sich nicht nur um ein geschäftliches Engagement, sondern um eine Herzensangelegenheit. „Wenn der Mythos Babelsberg überleben soll, muss das Wirtschaftsunternehmen auf solide Füße gestellt werden.“

Die bisherige Eigentümerin Vivendi habe eine Anschubfinanzierung in Höhe von 18 Millionen Euro zugesagt. Das sei eine ausreichende Summe, um das Unternehmen mittelfristig auf Kurs zu bringen. Es handele sich um eine zusätzliche Anschubfinanzierung, nicht um die Übernahme von Altschulden, unterstrich Woebcken. Dass Fisser und er die Babelsberger Studios ursprünglich nur als Immobilie erwerben wollten, wies Woebcken als Gerücht zurück.

Unausgelastete Hallenkapazitäten sollen nach seinen Worten für TV-Produktionen genutzt werden. Dafür verfügten Fisser und er durch ihre bisherige Tätigkeit über Kontakte. Woebcken hat nach eigenen Angaben bisher unter anderem bei einer Sony-Tochter in New York gearbeitet und war an Filmen mit US-Koproduzenten beteiligt. Seit zwei Jahren ist der 47-Jährige Programmgeschäftsführer der Berlin Animation Film. Fisser habe als Betreiber eines Studiogeländes in München für fast alle namhaften deutschen Produzenten gearbeitet und habe Erfahrungen in der Ansiedlung von Medienunternehmen, hieß es.

Der Medienbeauftragte des Landes Brandenburg und Ex-Regierungssprecher Erhard Thomas wertete die Übernahme als „ganz, ganz ernsthaften Versuch“. Es handele sich nicht um Abenteurer. Allerdings sei etwas Geduld nötig.

Am selben Tag war bekannt gegeben worden, dass der Geschäftsführer der Studio Babelsberg GmbH, Gerhard Bergfried, das Unternehmen nach fast sieben Jahren verlässt. Die Aufgaben des Geschäftsführers übernehme Thierry Potok. DPA