Kringel für Sri Lanka

Er sollte der Erstunterzeichner einer internationalen Friedenskampagne sein. Doch Scherf zögerte

Bremen taz ■ Einen „Kringel“, aber keine Unterschrift bekamen die Mitarbeiter des Bremer Menschenrechtsvereins gestern von Regierungschef Henning Scherf (SPD) unter einen offenen Brief an die Präsidentin Sri Lankas. Der Grund: Scherf will seinen Namen erst hergeben, wenn er weiß, wer noch auf der Liste stehen wird. Ursprünglich sollte er der Erstunterzeichner der Kampagne sein, die internationalen Druck auf die Regierung Sri Lankas ausüben soll, um so einen erneuten Kriegsausbruch zu verhindern.

„Ich möchte in der richtigen Gesellschaft auftreten“, begründete Scherf sein Zögern. Er befürchte, im schlimmsten Fall mit militanten tamilischen Befreiungsorganisationen in einen Topf geworfen zu werden. Deshalb würde er erst unterschreiben, wenn ihm die nächsten 500 Unterschreiber vorgelegt werden. Wie er überprüfen will, dass all diese und vielleicht noch mehr ihm genehm sind? „Das kann ich“, versichert Scherf, „so kompliziert ist das nicht“. Mit dem Kringel-Ausweg wolle er verdeutlichen, dass er das Anliegen des Menschrechtsvereins nach einem Frieden in Sri Lanka unterstütze. „Ich kenne das Leid der tamilischen Minderheit.“ Allerdings hätten in der Vergangenheit nicht immer so „kluge und nette“ Leute wie gestern bei ihm vorgesprochen.

Der katholische Priester und Professor Vater Emmanuel – ein aus Sri Lanka stammender Befreiungstheologe, der die Geschichte des Bürgerkriegs kurz zusammenfasste – hatte es Scherf ganz offensichtlich angetan. „Den Priester will ich nicht vor den Kopf stoßen.“ Deshalb auch der Kompromiss mit dem „Kringel“. Scherf: „Eigentlich unterschreibe ich gar nichts mehr, das habe ich früher als Student gemacht.“ Heute würde er direkt mit den Leuten sprechen – der Bundesregierung beispielsweise. Im Falle des Anliegens, Druck auf die Regierung Sri Lankas auszuüben, sei er allerdings nicht der Richtige. Dazu sei Bremen zu bedeutungslos. Eiken Bruhn