der kommentar
: Hochzeit der Todgeweihten

Die EU-Wettbewerbsbehörde hat die Fusion der Plattenfirmen Sony und BMG erlaubt. Toll! Eine noch tollere Nachricht aber kommt von der Technischen Universität Berlin

Der weltweite Musikmarkt ist eine arme Sau. Seit Jahren leidet er an einer chronischen Krankheit zum Tode, ausgelöst durch einen „Virus“, der einst den Laboren des Fraunhofer-Instituts entwichen ist: MP 3 heißt er und ermöglicht das digitale Komprimieren von Musik. Auch wenn’s Liebhabern musikalischer Feinheiten davor grauste – die Konsumenten des akustischen Drecks, mit dem Plattenfirmen sonst ihr Geld verdienten, wechselten rasch ins billige Digitale.

Mit der Folge, dass die Plattenfirmen sterben wie die Fliegen. Oder aber, wie es die EU den Riesen BMG und Sony nun erlaubt hat, Hochzeit schließen. 2.000 von 9.000 Stellen, hört man, sollen abgebaut und bis zu 300 Millionen Dollar eingespart werden.

Die EU konstatierte, die verbliebenen vier Großkonzerne würden den Markt nicht dominieren. Worüber die sich freuen wie Krebskranke, denen der Arzt gesagt hat, sie dürften ruhig weiterrauchen – weil sie eh nur noch wenige Wochen zu leben haben.

An der TU-Berlin wurde nun ein Verfahren entwickelt, wie Musik ohne jeglichen Qualitätsverlust zu speichern ist. Das Format wird schon 2005 neuer Standard sein und macht auch Diffiziles wie etwa Wagners „Lohengrin“ in digitaler Komprimierung erträglich. MP 4 heißt das neue Format. Es ist das endgültige Todesurteil für eine Industrie, die nicht einmal die Flitterwochen überleben wird. FRA