Bei Cap Anamur fliegen die Fetzen

Heftige Auseinandersetzung zwischen Gründer Rupert Neudeck und dem heutigen Vorsitzenden Elias Bierdel

KÖLN taz ■ Cap-Anamur-Chef Elias Bierdel hat bei der Rettung von 37 afrikanischen Flüchtlingen aus dem Mittelmeer Versäumnisse eingeräumt. „Ich habe Fehler gemacht“, sagte Bierdel im Deutschlandfunk. So habe das Komitee zu spät Kontakt mit den italienischen Behörden gesucht. Gleichzeitig wies er Vorwürfe zurück, die Aktion sei eine Medieninszenierung.

Bierdel kritisierte zudem Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) und Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck scharf. Schily habe sich „sehr schnell und ohne verlässliche Datengrundlage“ über ein laufendes Ermittlungsverfahren in Italien geäußert. Sollte stimmen, was er über Neudeck gelesen habe, so Bierdel, dann habe man es möglicherweise mit einem „bizarren Fall von senilem Zynismus“ zu tun. Zusammen mit zwei Mitarbeitern war Bierdel am vergangenen Freitag nach fünftägiger Untersuchungshaft in Italien freigelassen worden. Auch intern soll es inzwischen harte Kritik an dem 37-Jährigen geben. So beriet ein erweiterter Vorstandskreis des Notärzte-Komitees bis in den späten Nachmittag hinein über das weitere Vorgehen.

Unterdessen ist das Schicksal der Flüchtlinge weiterhin unklar: Die italienischen Behörden hatten am Samstag deren Asylgesuche abgelehnt. Allerdings streben italienische Anwälte ein Berufungsverfahren an. Die Stadt Venedig hatte sich bereits am Freitag angeboten, die Männer aufzunehmen. PAB

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