Es läuft wie geschmiert

Beiersdorf steht auf der Wunschliste vieler Konzerne, tatsächlich aber vielleicht vor der Übernahme durch die Tchibo-Familie Herz. Zahlen versprechen „stetiges Wachstum“

Hamburg taz ■ Nivea, Hansaplast – die Hamburger Firma Beiersdorf gehört zu den Vorzeigeunternehmen der Stadt. Wie lange noch – das ist allerdings die Frage. Denn das Unternehmen, das gestern wieder von einem „stetig steigenden Wachstum“ im vergangenen halben Jahr berichten konnte, steht auf der Wunschliste zahlreicher internationaler Großkonzerne. Doch die besten Aussichten, Beiersdorf zu kaufen, hat immer noch eine Hamburger Adresse: Die Multimillionärs-Familie Herz, Inhaber des Tchibo-Konzerns.

Dass die Herzens, eine der reichsten Familien Deutschlands, sich nicht schon längst das Kosmetikunternehmen einverleibt haben, liegt nur daran, dass die Familie über Jahre untereinander hoffnungslos verkracht war. Das Enfant Terrible Günter, der mit seinen drei Brüdern über Kreuz liegt, hatte mit seinen Anteilen an Tchibo die Pläne schlicht blockiert. Diese Familienfehde, so hieß es in der Vorwoche, sei jedoch zunächst einmal beigelegt. Schon jetzt hält die Herz-Familie über Tchibo gut 30 Prozent an Beiersdorf, und die Gelegenheit aufzustocken ist momentan so gut wie nie.

Die Allianz-Versicherung, die bislang neben Tchibo Hauptanteilseignerin an Beiersdorf ist, will ihre 44 Prozent loswerden. Tchibo ist hochinteressiert und bringt immer wieder den lokalpatriotischen Aspekt als Argument ins Spiel. Wenn Herz Beiersdorf übernehme, sei gewährleistet, dass das Unternehmen in Hamburg bleibe. Bei einer Übernahme durch den US-Giganten Procter&Gamble oder die französischen Kosmetikprofis von L‘Oréal wäre das nicht der Fall. Diese beiden Konzerne waren in der Vergangenheit mehrfach als potenzielle Käufer des Allianz-Pakets im Gespräch gewesen. Sie haben aber bisher davon Abstand genommen, weil sie sich die unbequeme Herz-Familie nicht ans Bein binden wollten.

Beiersdorf selbst hat sich auch gestern mit Kommentaren zu möglichen Käufern zurückgehalten – auch um die eigenen Anteilsbesitzer Herz und Allianz nicht vor den Kopf zu stoßen. Vorstandschef Rolf Kunisch hat nur immer deutlich gemacht, dass ein Verkauf an einen Großkonzern für ihn ein Gräuel wäre. Die Zerschlagung des Unternehmens, das allein in Hamburg mehr als 5.000 MitarbeiterInnen beschäftigt, wäre aus seiner Sicht die logische Folge.

PETER AHRENS