Hilfe für Aidskranke

Südafrika kündigt Kehrtwende seiner Politik an: Künftig sollen Medikamente zur Verfügung gestellt werden

JOHANNESBURG taz ■ Die südafrikanische Regierung will künftig Anti-Aids-Medikamente zur Verfügung stellen und beauftragte das Gesundheitsministerium, bis Ende September einen Plan mit konkreten Schritten zur Behandlung aufzustellen. Die seit Jahren erwartete Kehrtwende in der Politik zur Aidskrise bedeutet einen enormen Schritt vorwärts im Kampf gegen die Epidemie.

Diese Entscheidung fällte das Kabinett am späten Freitag, nur zwei Tage nach Ende der Aidskonferenz in Durban. Dort hatte der Direktor des nationalen Aidsprogramms, Dr. Ayanda Ntsaluba, zwar nach heftiger Kritik von Aidsaktivisten erstmals eingeräumt, es gehe nicht um die Frage der Einführung von Anti-Aids-Medikamenten, sondern um den Zeitpunkt. Nach vier Jahren der Verzögerungs- und Hinhaltepolitik gab es jedoch keinerlei ernsthafte Zeichen für ein rasches Umdenken in der Regierung. Mit der jetzigen Ankündigung, einen Behandlungsplan schnellstens umzusetzen, ist erstmals eine klare Botschaft ausgesandt und politische Verantwortung übernommen worden. Aidsaktivisten sind erleichtert, dass bald für fünf Millionen Virusinfizierte der Zugang zu Medikamenten in öffentlichen Krankenhäusern möglich werden soll. Die Herausforderung liegt nun darin, den geforderten Plan tatsächlich auszuarbeiten, damit das Kabinett die Vorlage verabschieden kann.

Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang, die stets mangelnde Infrastruktur, ungenügende Überwachungsmöglichkeiten der Behandlung und fragwürdige Effektivität der Medikamente als Hindernisse für eine landesweite Verabreichung der Medikamente vorschob, setzte dem landesweiten Jubel sofort einen Dämpfer auf: „Es gibt noch viele Fragen, und wir sind noch nicht zufrieden mit den Kosten für einen solchen Plan.“ Ein Bericht des Finanz- und Gesundheitsministeriums hatte jedoch nach Prüfung aller Kritikpunkte dem Kabinett mitgeteilt, dass eine erfolgreiche Behandlung möglich und finanzierbar sei. Zudem hat die Regierung nach 18 Monaten Papierkrieg endlich einen Vertrag mit dem Globalen Aids-Fonds unterzeichnet und wird 41 Millionen US-Dollar für Aidshilfe erhalten.

In der vergangenen Woche hat auch der südafrikanische Medikamentenhersteller Aspen das erste in Afrika hergestellte generische Aidsmedikament auf den Markt gebracht. Der Medizinische Kontrollrat hat fünf weitere billigere Nachahmerprodukte zur Aidsbehandlung registriert.

MARTINA SCHWIKOWSKI