Volle Förde

Von Kiels Olympia-Träumen überlebte nur das Projekt Schulsegeln – als Beispiel für die Bürgergesellschaft

kiel taz ■ Am Anfang stand der olympische Gedanke. Das zumindest erzählt Robin Kähler, Leiter des Sportzentrums der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Vor fast drei Jahren saß er über dem Konzept für Kiels Olympia-Bewerbung als Segelrevier der Spiele 2012. „Segeln muss ein Breitensport werden“, dachte sich Kähler damals. Und so schrieb der Dozent in das Olympia-Konzept, dass die rund 25.000 Kinder an den Kieler Schulen segeln lernen sollen. Dann aber scheiterte die Bewerbung, denn Rostock bekam den Zuschlag – und versank inzwischen zusammen mit Leipzig. Kählers Idee aber überlebte.

Der damalige Kieler Oberbürgermeister Norbert Gansel (SPD) griff das Konzept des Schulsegelns „sofort auf“, erinnert sich der Sportdozent. Kählers erster Mitstreiter war Dirk Lindenau, Geschäftsführer der Lindenau Werft in der Nähe von Kiel, die sich auf Doppelhüllentanker spezialisiert hat. Der brachte Know-how mit – und ein bisschen Angst: „Ich habe segeln in einer Nussschale gelernt, das war furchtbar“, erzählt Lindenau. Die Kinder, die beim „Schulsegeln“ aufs Wasser gehen, sollten es besser haben. Lindenau nutzte seine Kontakte zum Institut für Schiffbau der Fachhochschule und entwickelte gemeinsam mit Studenten das „Kieler Jugendsegelboot“: Acht Meter lang, kentersicher und mit Platz für acht Schüler und einen Lehrer.

Die Universität erarbeitete ein Konzept für die Ausbildung von Segellehrern und Kähler kontaktierte das Bildungsministerium. Bis 2005 soll nun der erste Stützpunkt für das Schülersegeln an der Kieler Förde entstehen, weitere sind in Kooperation mit Segelvereinen geplant.

Bleibt das Finanzierungsproblem, denn ein Boot kostet rund 45.000 Euro. Das erste soll nun, nachdem Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen hat, aus Lottogewinnen des Landes finanziert werden. Weitere drei sind durch Sponsoren gesichert – fehlen noch acht Boote, um zumindest alle Kieler Schüler aufs Wasser zu kriegen. „Ich werde mal bei potenziellen Geldgebern nachfragen“, versprach Simonis, die das Projekt als „Beispiel der aktiven Bürgergesellschaft“ lobt.

Ideengeber Kähler sieht die Sache gelassener. Er freut sich für die Schüler und ist seinem Ziel ein Stück näher gekommen: „Dass die Förde irgendwann voller Boote ist.“ timm schröder