Die Apartheid lebt in den Filmen vom Kap

Das Südafrika-Filmfest „Sharp Sharp“ zeigt im Rahmen der 5. Kölner Summerstage Dokumentarfilme über das Leben von ANC-Aktivisten im Untergrund zur Zeit der Apartheid, über HIV und Schwulenbewegung sowie die Rolle der Musik

Gleich zwei Mal wird in Köln dieser Tage des zehnten Jahrestags der Demokratisierung und des Endes der Apartheid in Südafrika gedacht. Da ist einmal die Tanz-Show „African Footprint“, deren PR-Agentur allerdings nicht gerne an die politischen Hintergründe des Landes erinnert wird. „Wir verkaufen eine Show, keine Probleme“, bekam man zu hören, wenn man für seine geplante Berichterstattung zu sehr auf die politischen und sozialen Hintergründe eingehen wollte.

Das sieht beim Südafrika-Filmfest „Sharp Sharp“, das vom 15. bis 21. Juli im Rahmen der 5. Summerstage in der Filmpalette und dem Filmhaus Köln stattfindet, schon ganz anders aus. Dort wird man mehr politische Dokumentarfilme als Spielfilme sehen können. Das liegt vor allem an den beiden Kuratoren Max Annas und Henriette Kunkel. „Die große Dokumentation ist durchaus mein cineastisches Interesse, das sieht man am Festival auf jeden Fall“, erklärt Annas den Schwerpunkt. So erwartet er neben einer Menge Bildungsbürgertum und familiär an Südafrika gebundener Besucher auch eine große politische Fraktion als Publikum. Und natürlich, als kleine Schnittmenge zu African Footprint, auch das Ethno-bewegte Publikum, „wobei Südafrika natürlich weiter weg liegt als das vertrommelte Westafrika mit all seinen Romantizismen“.

Über die Zusammensetzung des anvisierten Publikums muss man sich als Veranstalter eines kleinen, rein durch Eintrittspreise finanzierten Festivals schon Gedanken machen. Eigentlich dachte Annas, der bereits seit den frühen 90er Jahren bei dem Projekt FilmInitiativ tätig ist und seit Jahren Fachmann für afrikanisches Kino und Musik ist, dass es nicht so schwer sein könnte, im deutschen Stiftungswesen Unterstützung zu finden. Aber dafür war die Vorbereitungszeit zu knapp, und so muss man sich nun voll und ganz auf das Kölner Publikum verlassen.

Aber in Köln ist es Dank der FilmInitiativ-Reihe „Jenseits von Europa“, die bereits sieben Mal Afrika zum Thema hatte, „relativ einfach, afrikanische Filme zu spielen. Man findet leicht ein Publikum, das ist herangezogen worden“, weiß Annas.

Diesem Publikum wird auch reichlich was geboten: Bei den 14 Vorführungen erfährt man vom Leben im Untergrund schwarzer wie weißer ANC-Aktivisten („Memories of Rain“, 15. Juli 18 Uhr), „The Guguletu Seven“ versucht ein 18 Jahre zurückliegendes Massaker der Polizei an sieben Schwarzen aufzuklären (16. Juli, 18 Uhr, Filmhaus). Eine kleine Reihe mit Kurzfilmen von Aryan Kaganof, der lange Jahre als Ian Kerkhof in den Niederlanden Filme machte, wird am 18. Juli, 18 Uhr, im Filmhaus gezeigt.

Auch zwei deutsche Kinoproduktionen kann man sehen: „‘Malunde‘ und ‘Hi-jack Stories‘ fanden wir wichtig zu zeigen, weil die eine seltene bis verkorkste Veröffentlichungspolitik hier hatten – zeigenswerte Filme, die keine richtige Kinoauswertung hatten“, sagt Annas.

Einige Filme zu HIV und Schwulenaktivismus schildern die hoffnungslose Lage im Land, und die Soap „Yizo Yizo“ portraitiert das Leben in den Townships (19. und 20. Juli, 21.45 Uhr). Außerdem reflektieren gleich mehrere Filme musikalische Themen, beispielsweise in einem Porträt über den angesagten Musikstil Kwaito oder die Rolle der Musik im Kampf gegen das Regime („Amandla! A Revolution in Four-Part Harmony“, am 21.7. um 21.45 Uhr in der Filmpalette).

Gerade letztere bilden eine gelungene Überleitung zur Summerstage am 24.7. im Tanzbrunnen. Dort treten neben vielen anderen Bands auch die Tänzer von African Footprint auf. Dank „Sharp Sharp“ wird man dafür mit einem kritischen Bewusstsein gerüstet sein. Christian Meyer

Sharp Sharp: Neue Filme aus Südafrika, 15.7. bis 21.7., Aufführungsorte: Filmhaus Köln, Maybachstr. 111, Filmpalette, Lübeckerstr. 15, Programm unter www.summerstage.de/event4.htm