Zwei Drittel wollen sich schlau kaufen

An der Humboldt-Universität spricht sich eine deutliche Mehrheit der Studierenden für die Einführung von Studiengebühren aus – wenn sie den Unis und damit ihrer Bildung zugute kommen. Grüne: Falscher Ansatz. PDS: Finanzielle Grundlage fehlt

VON FLORIAN HÖHNE

Studierende sind gegen Studiengebühren, möchte man annehmen. Eine Studie am Institut für Sozialwissenschaften der Humboltd-Universität Berlin ergab jetzt das Gegenteil: 64,4 Prozent der befragten HU-Studierenden sprachen sich für Studiengebühren aus – unter einer Bedingung: Die Gebühren sollen der Verbesserung der Lehre zugute kommen. Für das das jetzige Modell – die Studieren tragen die Verwaltungskosten – sprachen sich 10,3 Prozent aus.

Das Projekttutorium „Studiengebühren an der HU?“ hatte 163 der gut 35.000 an der Hochschule Studierenden aller Studienfächer, Alterstufen und Studienstandorte befragt. „Da wir bei dieser Umfrage keinen Zugriff auf alle Studierenden hatten, ist das so repräsentativ wie möglich“, fügt Jan Seifert vom Institut für Sozialwissenschaften an.

Neben dem aktuellen Modell „Verwaltungsgebühren“ standen den Studierenden auf dem Fragebogen drei Optionen offen (siehe Kasten), die alle Gebührenzahlungen beinhalten. Für diese sprachen sich zwei Drittel aller Befragten aus. 13 Prozent lehnten alle vier Modelle ab. „Die Studierenden wollen eine bessere Qualität der Lehre“, kommentiert Jan Seifert. „Und dafür sind sie auch bereit zu zahlen – solange es sozialverträglich bleibt.“ Dies zeige die Umfrage.

Die Gebührengegner beeindruckt die Umfrage wenig. „Studierende befürworten Gebühren nur, weil sie sich eine Verbesserung ihrer Situation erhoffen“, erklärt Paus, die hochschulpolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetnhaus. Diese Hoffnung sei allerdings unbegründet, so Paus weiter: „Das Problem ist, dass gute Lehre nicht belohnt wird. Für die Karriere eines Wissenschaftlers ist nur Forschung wichtig, nicht Lehre.“

Genau wie Paus hält auch Benjamin Hoff, der hochschulpolitsche Sprecher der PDS-Fraktion, an der Ablehnung jeglicher Studiengebühren fest: „Unter Studierenden ist einfach keine finanzielle Grundlage für Studiengebühren da“, sagte Hoff der taz, „schon das Bafög ist für viele eine kaum ausreichende finanzielle Grundlage.“

Eine der Optionen, die den Befragten angeboten wurde, bestand darin, eine Zeit lang nach dem Studium 1 Prozent des Bruttoeinkommens in einen Fonds einzahlen zu müssen. Dieser soll von Studenten verwaltet werden und der Univeristät zugute kommen. Hoff nannte diese „neu und interessant, aber politisch nicht durchsetzbar“.

Die Studie wird heute um 19 Uhr im Senatssaal der HU, Hauptgebäude, Unter den Linden 6, vorgestellt und diskutiert