Nachhilfe für den Berufseinstieg

In Kölns italienischem Generalkonsulat gibt es zwei Mal im Monat ein berufliches Beratungsangebot für italienische Einwanderer. Angenommen wird es aber nur selten. Grund: die „Pendlermentalität“

Von Stefanie Liebl

Im Beratungszimmer des italienischen Generalkonsulats an der Universitätsstraße ist es ruhig. Keiner ist heute gekommen, um sich über Perspektiven auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu informieren. So sitzen Magrit Braun von der Kölner Agentur für Arbeit und ihre italienische Übersetzerin Nadia Longo, Mitarbeiterin der BQN II (Berufliche Erstqualifizierung von Nachwuchskräften mit Migrationshintergrund), vor leeren Besucherstühlen.

Zwei Mal im Monat treffen sich die beiden Frauen für zweieinhalb Stunden im Generalkonsulat, um italienischen Immigranten den Einstieg auf dem deutschen Arbeitsmarkt durch ein deutsch-italienisch geführtes Beratungsgespräch zu erleichtern. Aber nur wenige nehmen das Angebot an.

„Viele Italiener haben ein Integrationsproblem“, sagt Dr. Giovanni Sagaria, Schulreferent am italienischen Generalkonsulat in Köln. Seit vielen Jahren beobachtet er, dass sich seine Landsleute scheuen, Beratungsgespräche anzunehmen. „Viele bleiben lieber im Familienverbund und versuchen, bei Verwandten, die in Deutschland arbeiten und leben, einen Job zu finden, ohne den Schritt zu den Behörden zu gehen“.

Für Sagaria ist dieses Verhalten frustrierend. Der Grund: Die Mitarbeiter des Generalkonsulats hatten die Einrichtung einer Beratungsstelle mit italienischer Dolmetscherin vor zwei Jahren beim damaligen Arbeitsamt selbst angeregt.

Bei rund 20.000 Italienern, die in Köln leben, ein durchaus sinnvolles Projekt. Denn innerhalb von drei Monaten müssen Immigranten aus EU-Ländern nachweisen, dass sie ihren Lebensunterhalt in Deutschland selbst bestreiten können, sonst läuft ihre Aufenthaltsgenehmigung wieder ab.

Aber häufig klappt das nicht so schnell, weiß Sagaria. Als Grundproblem nennt er dabei die italienische „Pendlermentalität“. „Oft kommen Italiener hierher, um Arbeit zu finden, und wenn das in Deutschland nicht auf Anhieb klappt, fahren sie eben wieder zurück, nur, um dann nach ein paar Jahren wieder zurück zu kommen und es erneut zu versuchen. So funktioniert Integration natürlich nicht“, meint Sagaria.

Ein anderes Problem sei die Vermittlung qualifizierter Arbeitskräfte. „Viele arbeiten unter ihrer Qualifikation, nur weil sie die deutsche Bürokratie scheuen“, meint Magrit Braun. „Das ist schade, denn wir haben sehr viel hoch qualifizierte Berufseinsteiger italienischer Herkunft. Meistens können sich aber beispielsweise Studenten auch ohne unsere Hilfe sehr schnell einem neuen Arbeitsfeld anpassen.“ Nur diejenigen, die zur Beratung beruflicher Qualifizierung und Weiterbildung kommen sollten, nehmen das Angebot nicht an, wissen Sagaria und Braun aus Erfahrung. Die beiden Berater wollen aber so schnell nicht aufgeben: „Für die Leute, die zu uns kommen möchten, ist es sehr wichtig, dass wir vor Ort sind“, ist Magrit Braun überzeugt.