Neumann, die graue Eminenz
: Sciencefiction à la CDU

O.k., es ist ein bisschen abgekupfert. So wie unsere Zeitung ihr 25-jähriges Jubiläum mit einer Science-Fi-Ausgabe zum vorweggenommenen 50-jährigen begangen hat, so datiert auch das Extrablatt zum silbernen Jubiläum des CDU-Landeschefs Bernd Neumann aus dem Jahr 2029. Dann führt die CDU eine schwarz-grüne Koalition in Bremen an und Jens Eckhoff wird aus Südafrika zurückgeholt – um Bürgermeister zu werden. „Den Koalitionsvertrag hat wie immer Bernd Neumann diktiert“ – so ein Auszug aus der Schrift zum Fest, das gestern rund 700 Personen feierten.

Als „demokratische Monarchie“ wird darin die Regentschaft Neumanns über die Bremer CDU gefeiert, nicht zuletzt weil am Ende seiner Ära im Jahr 2028 sein Sohn Uli zum Parteivorsitzenden gewählt wird. Und auch sonst lässt das Neumann-Extrablatt durchblicken, dass es nicht leicht ist, auch nur die Farbe der Mitgliederzeitschrift zu ändern, ohne mit dem großen Vorsitzenden ins Gehege zu kommen. Neumann, der Mann, der überall seine Finger drin hat, auch noch mit dann 88 Jahren.

So richtig ab geht es in der satirischen Festschrift allerdings nicht – der gebremste Humor zeugt wohl auch davon, dass der Respekt riesig ist. Gute Satire aber ist das Ergebnis von Respektlosigkeit. Einen Hauch davon zeigte CDU-Bundeschefin Angela Merkel, als sie sich in ihrer Ansprache erinnerte, wie Neumann, nach der Wende von Exkanzler Helmut Kohl abgestellt als Neue-Länder-Beauftragter für CDU-Parteisachen auf sie gewirkt hatte: „Ungefähr so, wie ich mir die CDU im Westen vorgestellt hatte.“ hey/ede Foto: I. Wegener