Haben echte Eier: „The Darkness`` spielen am Sonnabend im Logo astreinen Stadionrock
: Tun, was echt und richtig ist

Kommt eigentlich alles wieder? Ist popkulturelle Gesetzmäßigkeit, was die Kulturindustrie „Revival“ nennt? Ist der Popmarkt am Ende völlig tautologisch, eine einzige, sich ständig selbst zitierende Doppelung? Warum sonst gibt es Bands wie The Darkness, die 2003 klingen – und aussehen –, als habe es die letzten 20 Jahre nicht gegeben?

In zebragemustertem Ganzkörper-Spandex hüpft der Londoner Vierer über die Bühne, die Gitarrenlicks klingen mal nach AC/DC, mal nach Led Zeppelin oder auch den Rolling Stones, es gibt minutenlange Solo-Einlagen, die große Pose regiert, und die Songs brettern rasant in Richtung Stadionrock. Neu ist das alles nicht. Originell eigentlich auch nicht. The Darkness stehen entweder für erschreckende Einfallslosigkeit –oder schlicht für einen Abend voll arschtretender Rockmusik. Mancher freilich hält auch das für eine Tautologie.

Sänger Justin Hawkins scheint dabei jedenfalls ein launiger Zeitgenosse geblieben zu sein. Um zu umreißen, welche Qualitäten seine Combo hat, schoss er verbal quasi aus der Hüfte: „Wir haben Eier. Keinen Hodensack. Einfach Eier.“ Sprach‘s und ließ den Rest der Menschheit damit allein, seine Weisheit aus der Beckengegend zu interpretieren. Doch wer es aushält, der Band länger als zwei Minuten zu lauschen, der bekommt eine Idee davon, was gemeint sein könnte: Furios und hormonersoffen rockt man sich auf dem ersten Longplayer Permission to Land durch Songs, in denen von „Love“, „Love“, noch mal „Love“ sowie „Fuck“, „Fuck“ und noch mal „Fuck“ gesungen wird. Stimmlich changiert Hawkins gekonnt zwischen Pop-Queen Freddie Mercury und The Cure-Ikone Robert Smith, und irgendwie macht das alles richtig Spaß, aber – kann doch eigentlich nicht ganz ernst gemeint sein, oder? „Ich tue nur“, so Hawkins dazu, „was echt und richtig ist.“

Echt und richtig? Seine Mission, die – wie er weiter sagt, die „Rockszene ein wenig aufzumischen und von dem unnötigen Mist abzulenken“ – hat The Darkness schon einen Support-Deal mit den Rolling Stones dieser Tage in Hannover beschert. Da bekanntlich auch jeder Mist irgendwann wieder auftaucht, müssen die Revival-Rocker die Bühne morgen Abend im ehemaligen Niedersachsenstadion noch mit den „angry old idiots“ des Teutonenrock teilen: den Böhsen Onkelz. Reichlich Gelegenheit, den Abend ein wenig aufzumischen und von unnötigem Mist abzulenken. Zwei Tage später werden im Logo die Wunden geleckt. MARKUS FLOHR

Sonnabend, 21 Uhr, Logo