„Gentechnikfreie Zone“

Info-Veranstaltung von BUND und Grünen zu gentechnisch veränderten Lebensmitteln: Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt, Kennzeichnungspflicht und neues Gentechnik-Gesetz. Festsaal der Bürgerschaft gut gefüllt

bremen taz ■ „Bremen soll gentechnikfreie Zone werden“, forderte Karin Mathes, umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, auf dem Info-Abend „Good Food statt Gen-Food“. Die Veranstaltung von BUND und Grünen lockte am Dienstag etwa 100 Interessierte in den Festsaal der Bürgerschaft, wo Umwelt-, Landwirtschafts- und Verbraucherverbände über genmanipulierte Lebensmittel informierten. Im Mittelpunkt des Abends stand eine Podiumsdiskussion, an der allerdings ausschließlich Gentechnik-Gegner teilnahmen. „Wir machen das unkontrovers, weil wir heute hauptsächlich über den momentanen Stand der Gegenbewegung informieren wollen“, erklärte Mathes.

Am Info-Stand der Grünen gab es Auskunft zur aktuellen Rechtslage: Seit 18. April müssen Produzenten Lebensmittel mit gentechnisch veränderten Zutaten auch dann kennzeichnen, wenn letztere im Labor nicht mehr nachweisbar sind. Wer gentechnikfrei essen will, muss aber trotzdem genau hinsehen – der Hinweis steht im Kleingedruckten als Fußnote der Zutatenliste. Nicht kennzeichnungspflichtig sind Fleisch, Milch und Eier von Tieren, die genmanipuliertes Futter gefressen haben. Während der Podiumsdiskussion sagte Heribert Wefers vom „Arbeitskreis gentechnikfreie Lebensmittel“, Forscher hätten unlängst nachgewiesen, dass entgegen früherer Vermutung manipulierte Erbsubstanz im Magen von Tier und Mensch nicht zerstört werde. Der Effekt auf menschliche und tierische Organismen sei unklar, so Wefers weiter. Klar sei hingegen, dass – seitdem nahezu ausschließlich genverändertes Soja in den USA erhältlich ist – Soja dort zu einem der Top-Ten Allergieauslöser wurde.

Zu den Auswirkungen des Anbaus genetisch veränderter Pflanzen auf die Umwelt, sagte Heike Moldenhauer vom BUND: „Ein Großversuch in England hat jetzt gezeigt, dass Gen-Sorten die pflanzliche Artenvielfalt in ihrer Umgebung drastisch verringern.“

Moldenhauer war Mitglied des Sachverständigenrats, der den Bundestag bei seiner Arbeit an einer Novelle des Gentechnik-Gesetz beriet. Zu dem geplanten Gesetz – der Bundesrat kann es mit einer Zwei-Drittel Mehrheit noch stoppen – erläuterte Mathes: „In Zukunft sind Bauern, die Gen-Pflanzen anbauen, für Verunreinigungen auf gentechnikfreien Feldern in der Umgebung haftbar.“ Wenn die meisten Landwirte in einer Region gentechnikfrei anpflanzen, stünde dann der Ertrag des Anbaus von Gen-Sorten in keinem Verhältnis zum Risiko. So könnten „gentechnikfreie Zonen“ entstehen.

Problematischer sei allerdings, dass genmanipulierte Futtermittel weiter erlaubt seien, sagte Georg Wietschorke, stellvertretender Landesgeschäftsführer des BUND. „Einige wenige internationale Konzerne versuchen mit ihrer Marktmacht, Gen-Futter durchzudrücken.“ Obwohl viele Bauern das prinzipiell ablehnten, verfütterten sie die manipulierten Pflanzen aus Kostengründen. Als Gegenmittel forderte Mathes eine freiwillige Selbstverpflichtung aller Bremer Bauern, auf Gen-Futter zu verzichten.

An diese Empfehlung hält sich bereits der Öko-Hof Bavendamm, der ein Büffet für den Info-Abend vorbereitete. Landwirtin Elli Dortmann berichtete allerdings: „Fast niemand will Gen-Food, aber mit Öko-Lebensmitteln Geld zu verdienen ist trotzdem schwer.“ Axel Domeyer