Fragliches Gutachten

Umweltgruppen kritisieren Banken wegen Staudamm auf Island. Commerzbank ist nicht im Konsortium

FRANKFURT/MAIN taz ■ Postbanksprecher Joachim Strunk räumt ein, dass die „gelben“ Bonitätsprüfer das umstrittene Staudammprojekt Karahnjukar auf Island „politisch wohl nicht geprüft haben“. Man habe sich bei der Kreditvergabe – es geht um 17 Millionen Dollar – auf ein Gutachten der isländischen Regierung verlassen. Darin wurde dem Staudamm seine „Umweltverträglichkeit“ bescheinigt.

Genau darauf legt die Postbank größten Wert, denn das Unternehmen hat sich verpflichtet, bei der Kreditvergabe auf ökologische Aspekte von Projekten zu achten. Die Expertise habe „hier im Hause alle überzeugt“, sagt der Sprecher. Dass es Stimmen gegen das 1,1 Milliarden Dollar teure Projekt gebe, nehme man zwar zur Kenntnis, doch bei den Kritikern sei „sehr viel Meinungsmache im Spiel“.

Einer der „Meinungsmacher“ ist die Umweltorganisation Urgewald. Sie wirft den an der Finanzierung beteiligten Banken vor, „völlig unverantwortlich“ zu handeln. Für das geplante Wasserkraftwerk, das einmal ausschließlich Strom für eine Aluminiumfabrik der US-Firma Alcoa liefern soll, müssten zwei Flüsse im unberührten Hochland der Insel umgeleitet und aufgestaut werden. Ein Baukonzern aus Italien soll neun Dämme für drei Stauseen errichten. Karahnjukar bedrohe den Lebensraum von Rentieren, Seehunden, Lachsen und Kurzschnabelgänsen, so Urgewald.

Scharfe Angriffe gegen die führende Barkleys-Bank richtet die US-Umweltschutzorganisation International Rivers Network (IRN). Schließlich habe die Bank, die 31 Millionen Dollar beisteuert, zu den Initiatoren der „Equator Principles“ (EPs) gehört, einer Art Charta zur Berücksichtigung von sozialen und ökologischen Standards bei der Kreditvergabe für Großprojekte.

Zu den sieben Banken, die nach einer Vereinbarung vom 4. Juli jeweils 25 Millionen US-Dollar beisteuern wollen, gehört auch die Landesbank Baden-Württemberg. Mit 17 Millionen US-Dollar beteiligt sich auch die Norddeutsche Landesbank. Der Beitrag der Deutschen Bank nimmt sich mit 10 Millionen Dollar vergleichsweise bescheiden aus.

Nicht zu den Finanziers von Karahnjukar zählt die Commerzbank, die gestern gegenüber der taz auch den von Urgewald erhobenen Vorwurf zurückwies, sich zur Finanzierung des Projektes „bereit erklärt“ zu haben.

Diese Bank unterhalte lediglich „normale Geschäftsbeziehungen“ zum isländischen Unternehmen Landsvirkjun, sagte Banksprecher Peter Pietsch. Und dabei gehe es „ganz sicher nicht um die Projektfinanzierung“.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT