Geisel-Prozess naht

Staatsanwalt erhebt Anklage: Bremer Geiselnehmer und Busentführer (17) drohen mindestens fünf Jahre Haft

Bremen taz ■ Die Bremer Staatsanwaltschaft relativiert die Sicht von Ex-Innensenator Kuno Böse (CDU). Der hatte nach einer Busentführung durch einen 17-jährigen Muslim im April dieses Jahres gleich von einer Tat mit „eindeutig islamistischem Hintergrund“ gesprochen – und damit terroristische oder verschwörerische Aktivitäten nahe gelegt. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den eingebürgerten Sohn libanesischer Eltern jetzt Angklage erhoben. Es sei „nicht festgestellt worden, dass der Angeschuldigte zu dieser Tat durch andere Personen angestiftet worden wäre“.

Der Prozess soll unter Ausschluss der Öffentlichkeit bald vorm Amtsgericht beginnen. Dem Schüler drohen mindestens fünf Jahre Haft. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Am Morgen des 26. April hatte er den Fahrer eines Linienbusses mit vorgehaltener Gaspistole und der Drohung, eine Bombe zünden zu können, zu einer Routenänderung gezwungen. Die Schreckensfahrt endete nach sieben Stunden auf der Autobahn bei Hildesheim. Alle 16 Geiseln kamen unverletzt frei, nachdem der junge Mann sich widerstandslos ergab. Er hatte sich zuvor als einen „Gotteskrieger“ bezeichnet und die Freilassung von fünf Al Kaida-Mitgliedern verlangt. ede