Lügen vom ersten Tag an

Untersuchungsausschuss zu Madrider Terroranschlägen deckt Ungereimtheiten bei der Fahndung auf

MADRID dpa ■ Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zu den Anschlägen von Madrid am 11. März mit 191 Toten hat gleich am ersten Tag Ungereimtheiten bei der Fahndung ans Licht gebracht. Einer der wichtigsten Zeugen deutete gestern an, dass die Ermittler entgegen der Behauptung der damaligen Regierung schon sehr früh überzeugt waren, dass islamische Terroristen und nicht die baskische Untergrundorganisation ETA hinter dem Blutbad steckten.

So habe die Polizei bereits am Mittag nach dem Massaker in dem von den Attentätern zum Bombentransport benutzten Lieferwagen Zünder und arabisch besprochene Tonbänder entdeckt, sagte der Hausmeister Luis Garrudo. In dem offiziellen Polizeibericht heißt es dagegen, die Zünder und Tonbänder seien erst Stunden später gefunden worden. Bereits bei seiner ersten Aussage auf der Polizeiwache habe ihm einer der Beamten zudem gesagt, die Anschläge seien nicht das Werk der ETA gewesen, ergänzte Garrudo. Die Zeitung El Mundo berichtete, ein im Zusammenhang mit den Anschlägen inhaftierter Polizeispitzel sei von drei Polizisten unter Druck gesetzt worden, nicht vor dem Ausschuss auszusagen. Der Marokkaner hatte den Fahndern bereits ein Jahr vor dem Blutbad von mehreren Spaniern berichtet, die Dynamit schmuggelten. Einige von ihnen stellten sich später als die Sprengstoffbeschaffer der Terroristen heraus.

Der Ausschuss will in den nächsten Wochen unter anderem klären, ob Polizeipannen die Attentate erleichtert haben, weil etwa solche Hinweise nicht verfolgt wurden. Auch soll herausgefunden werden, ob die damalige Aznar-Regierung die Öffentlichkeit wissentlich getäuscht hatte, um den als sicher geltenden Sieg der Volkspartei bei den Parlamentswahlen drei Tage später nicht zu gefährden.