Ausland stärkt deutsche Wirtschaft

Wirtschaftsforscher sind optimistischer: Die Exporte werden für mehr Wachstum in Deutschland sorgen

BERLIN taz ■ Die deutsche Wirtschaft wird stärker wachsen als bisher erwartet. Das prophezeiten gestern gleich mehrere deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute und der internationale Währungsfonds (IWF) – und korrigierten damit ihre bisherigen Prognosen nach oben.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet für das laufende Jahr mit 1,8 Prozent Wirtschaftswachstum. Bisher hatte es für 2004 lediglich 1,4 Prozent vorausgesagt. Im kommenden Jahr sollen es 2,1 Prozent werden. Auch nach Prognosen des Rheinisch-Westfälisches Instituts für Wirtschaftsforschung gewinnt die Konjunktur an Fahrt. „Wir sind optimistischer als noch im April, als wir von einem Wachstum von 1,5 Prozent für 2004 ausgingen“, sagte RWI-Konjunkturexperte Roland Döhrn gestern in Essen.

Ebenfalls auf 1,8 Prozent Wachstum für 2004 korrigierte gestern der IWF seine Konjunkturprognose für Deutschland. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als in seiner Frühjahrsprognose. Für 2005 rechnet er mit 1,9 Prozent Wachstum. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft hatte seine Konjunkturprognose für Deutschland bereits im Juni auf 1,8 Prozent angehoben.

Die starke Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Handel und die unverändert hohe globale Nachfrage seien die Gründe für die optimistischere Vorhersage, so der IWF. Der Aufschwung werde weiter vor allem vom Export getragen, sagte auch Klaus Zimmermann, Präsident des DIW, bei der Vorstellung der jüngsten Prognosen seines Instituts.

In diesen so genannten Sommergrundlinien heißt es aber auch, es sei jedoch „keine durchgreifende Belebung des privaten Konsums“ zu erwarten.

Für die Vorhersagen des DIW schätzen Wissenschaftler verschiedene Bestandteile des Bruttoinlandsprodukts für einen zukünftigen Zeitpunkt. Dazu gehören Staatsausgaben, Investitionen, privater Konsum und die Differenz aus Exporten und Importen. Sie werden ermittelt, indem Wirtschaftsdaten aus der Vergangenheit mithilfe statistischer Methoden in die Zukunft hochgerechnet werden.

Bei der jetzigen Prognose gingen die Wirtschaftsforscher zum Beispiel davon aus, dass der Ölpreis auf 33 Euro pro Barrel sinkt. Der Euro bleibt stabil, die Europäische Zentralbank senkt die Zinsen nicht zur Inflationsbekämpfung. Zudem bleibt die Lohnpolitik gemäßigt, und die deutsche Finanzpolitik setzt alle Maßnahmen um.

Das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA) ist weniger optimistisch. Es bleibt bei seiner Wachstumsprognose von 1,5 Prozent. „Wenn es Deutschland nicht gelingt, Wachstum in Beschäftigung umzumünzen, dann werden wir nicht vom exportgetriebenen Wachstum wegkommen“, sagte der Präsident des HWWA, Thomas Straubhaar. Deutschland bleibe dann anfällig für „externe Schocks“ wie beispielsweise durch einen Anstieg des Ölpreises. MICHAELA KRAUSE