Ab Montag nur noch Schnee

Berlins letzte analoge TV-Sender werden digital. Wer weder Decoder, Kabel- noch Satellitenanschluss hat, hört Radio

Am Montagmorgen ist in Berlin und im Umland Sendeschluss. Weißes Rauschen auf allen Kanälen sieht, wer sein Fernsehen immer noch per Antenne empfängt. Die Umstellung von analogem auf digitales Antennenfernsehen (DVB-T) ist dann vollständig abgeschlossen. Statt bisher sechs Programme in wechselnder Empfangsqualität, kann man ab Montag 24 Programme in DVD-Qualität empfangen – vorausgesetzt, man hat einen Decoder gekauft.

Die so genannte Set-Top-Box ist notwendg, um die digitalen Signale für ältere Fernseher in analoge Signale zu übersetzen. Sascha Bakarinow, Projektleiter für das digitale Fernsehen bei der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MAAB), geht davon aus, dass „einfach keiner die Umstellung bemerken wird“, weil alle Haushalte der Region wahlweise mit Decoder, Kabelanschluss oder Satellitenschüssel ausgestattet seien. Schließlich werde schon seit einem Monat per Laufband in den analog ausgestrahlten Programmen auf die Abschaltung am 4. August hingewiesen. 150.000 Decoder sind bisher verkauft worden. Die Preise sind von über 200 Euro zu Beginn der Versuchsphase des DVB-T im Oktober 2002 auf 88 Euro gesunken.

Profitieren dürften die Decoderproduzenten vor allem von den „Schwarzsehern“, die keine GEZ-Gebühren bezahlen. Die Einrichtung eines Kabelanschlusses ist schließlich sehr verdächtig, eine Satellitenschüssel an der Hauswand nicht minder.

Sozialhilfeempfänger, die am Stichtag 28. Februar ihr Fernsehen nachweislich per Antenne empfingen und einen Antrag beim zuständigen Sozialamt gestellt haben, bekommen den Decoder kostenlos. Die MABB habe dafür über den Verein „Rundfunkhilfe e. V.“ 1 Million Euro bereitgestellt, so die Sprecherin der Sozialverwaltung, Regine Kneiding. Sie versichert, dass weiterhin Anträge auf Kostenübernahme gestellt werden können. Wer allerdings aus seiner Sozialhilfe schon einen Kabelanschluss bezahlt, bekommt keinen Decoder. 6.000 dieser „Sozialdecoder“ seien bereits beantragt worden, so DVB-T-Projektleiter Bakarinow. Fehlen werden im digitalen Fernsehen ein türkischsprachiger Sender und MTV – mit Viva stehe man noch in Verhandlungen. NIK