Angst vor Synergien und Entlassungen

Zeitungsübernahme im Norden: Ostsee Zeitung, Lübecker und Kieler Nachrichten werden nach Hannover verkauft

Noch ist nichts offiziell. Doch die Stimmungslage im Verlagshaus am Herrenholz sei „unruhig“, von „Ängsten und Unsicherheit“ geprägt, sagte ein Mitglied des Betriebsrats der Lübecker Nachrichten (LN). Am Mittwoch sickerte hausintern durch, dass der Axel Springer-Verlag seine Beteiligungen an den Lübecker Nachrichten, der Ostsee-Zeitung und den Kieler Nachrichten (KN) an die Madsack-Gruppe aus Hannover abtritt, die unter anderem die Hannoversche Allgemeine herausgibt. Auch wenn die Springer-Zentrale in Berlin die Übernahme gestern noch unter dem Label „Spekulationen und Gerüchte“ verbuchte, steht nach taz-Recherchen fest, dass die Zeitungsübernahme am morgigen Freitag auch offiziell bekannt gegeben wird.

Bereits seit dem vergangenen Oktober verhandelten Axel-Springer-Verlag und Madsack über den Millionen-Deal, der auch die Leipziger Volkszeitung umfassen soll. Das Geld benötigt der Springer-Verlag dem Vernehmen nach, um weiter in das digitale Geschäft zu investieren und seine „Kriegskasse“ aufzufüllen.

Unruhe löst die Übernahme vor allem unter den gut 30 Mitarbeitern der Redaktions-Service-Gesellschaft (R.S.G.) aus, einer in Lübeck beheimateten gemeinsamen Tochter von LN und Ostsee-Zeitung, die die weitgehend gemeinsamen Mantel- und Service-Seiten beider Zeitungen produziert. Denn ob die hier vorangetriebene Teil-Fusion beider Organe weiter forciert wird, oder die Madsack-Gruppe – die an zahlreichen Lokalzeitungen und Anzeigenblättern beteiligt ist – auf andere Synergien setzt, steht noch in den Sternen.

Am Freitag wollen auch die Betriebsräte der betroffenen Verlage erstmals Stellung beziehen und gegen jeden Stellenabbau Front machen, der mit der Übernahme einhergehen könnte. Für kommenden Mittwoch ist dann eine gemeinsame Betriebsversammlung der Lübecker und Kieler Nachrichten in Lübeck geplant. Am Tag darauf trifft sich die Belegschaft der Ostsee-Zeitung in Rostock, um über eine gemeinsame Strategie zum Erhalt aller Arbeitsplätze zu beraten.

MARCO CARINI

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