KUNSTRUNDGANG
: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Als die Kiste ausgepackt wurde, soll ein sehr strenger Geruch den Galerieraum erfüllt haben. Inzwischen ist er verflogen, und doch beginnt man ganz unwillkürlich zu schnuppern, steht man vor Nandipha Mntambos Kuhfell-Skulpturen. Schließlich argumentieren sie auf paradoxe Weise, in sehr zivilisierter Form, mit dem Eindruck des Rohen. Nandipha Mntambo, Zander Blom, Michael MacGarry und Avant Car Guard bestreiten die sehenswerte zweite Folge zeitgenössischer Kunst aus Südafrika bei Kuckei + Kuckei, in der es nun – nach dem Schwerpunkt Fotografie – um Installation, Performance und Skulptur geht. „Why not“ betitelt Kurator Christian Ganzenberg die Schau und fragt, ob ausgerechnet ein südafrikanischer Künstler in seinem Werk die Ab- und Hintergründe des Modernismus verhandeln soll? „Warum nicht“ ist Zander Bloms Antwort in Form großartiger Rauminstallationen, die Piet Mondrian mit bunten Klebebändern genauso herbeizitieren wie Josef Beuys in schrottigen Fundstücken. Auch Nandipha Mntambos abstrakte Plastiken aus Tierhaut zitieren deutlich den ästhetischen Kanon des Westens, allerdings kontaminiert durch Knochen und Perlen. Raffiniert überhöht – und untergräbt – sie diesen Kanon im dazugehörigen, stereotypen Afrikabild der sogenannten zivilisierten Welt. Afrika ist auch in den Fotografien von Josef Schulz bei Wagner + Partner unterschwellig im Bild. Denn der 1966 geborene Künstler fotografiert in seiner 2005 begonnenen Serie „Übergang“ die verlassenen Grenzposten des Schengenraums. Moderne Ruinen, oft genug von Palmen gesäumt, die für uns – wie Perlen und Knochen – Afrika und den Orient symbolisieren. Dabei blendet Schulz den Kontext so gut wie möglich aus. Denn ganz im Sinne der Becher-Schule geht es dem Meisterschüler von Thomas Ruff um die Formenvielfalt von Zweckarchitektur.

„Why Not? Contemporary South African Art“; bis 14. März, Di.–Fr. 11–18, Sa. 11–17 Uhr, Kuckei + Kuckei, Linienstraße 158 Josef Schulz: „Übergang“; bis 7. März, Di.–Sa. 12–18 Uhr, Wagner + Partner, Karl-Marx-Allee 87