Funktionär wird Patientenschreck

Zahnarzt-Vorsitzender fordert Kollegen in Niedersachsen auf, Kassenzulassung zurückzugeben. Ministerin fordert ihn zum Rücktritt auf

HANNOVER taz ■ Als 50 Kieferorthopäden in Niedersachsen ihre Zulassung zurückgaben, versetzte das ihre Kassen-Patienten bereits in Sorge. Nun setzt ein Funktionär noch einen drauf in dem Versuch, einen schwelenden Konflikt zwischen Kassen, Zahnärzten und Sozialministerium auf die Spitze zu treiben: Der Vorsitzende der Vereinigung unabhängiger Vertragszahnärzte (VuV), Karl Horst Schirbort, hatte alle Zahnärzte am Donnerstag aufgerufen, aus dem Kassensystem auszusteigen. Die Gesundheitspolitik habe den Berufsstand „scheibchenweise in die totale Abhängigkeit vom Wohl und Wehe der Krankenkassen“ gebracht, wütete der 67-Jährige. Hintergrund: Die Zahnklempner wollen mehr Geld von den Kassen, einige wollen die Zahnmedizin ganz aus dem System der gesetzlichen Krankenversicherung herausnehmen und privat abrechnen.

Wie viele Zahnärzte dem Aufruf des VuV-Chefs folgen, ist noch unklar. Immerhin hätten sie mit den Kassenpatienten „einen hohen Anteil ihres Einkommens“ sicher, warnte die AOK. Klar ist, dass Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) Schirbort gestern aufforderte, von seinem Amt als Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZVN) zurückzutreten. SPD und Grüne plädierten sogar für die Einsetzung eines Staatskommissars, der Schirbort ersetzen solle. Der lehnte ab. Er habe die Zahnärzte schließlich nicht als KZVN-Chef zum Kassen-Boykott aufgerufen, sondern in seiner Funktion als Vorsitzender der Vertragszahnärzte. ksc