Freund oder Feind

Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe findet, die internationale Presse unterstütze die Guerilla

Für den kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe gibt es verschiedene Arten von Journalisten. Es gibt die Hofberichterstatter, die belohnt werden und mit dem Präsidenten in den Hubschrauber dürfen. Es gibt die Unbequemeren, die er zu ignorieren versucht – die im Übrigen immer leiser werden. Und es gibt die Ausländer. Die umschwärmte Uribe, als er im Februar in Europa war. Es gab Einladungen an Reporter zu Informationsgesprächen, Interviews wurden bereitwillig gewährt. Darin versuchte Uribe sein Weltbild zu erklären. In Europa war Uribe ganz Staatsmann.

In Kolumbien allerdings sieht die Sache anders aus. Auf einer Pressekonferenz vergangene Woche beschwerte er sich über die ausländischen Medien. „Schon seit einiger Zeit“, so klagte er, betreibe „die internationale Presse die Legitimierung“ der Farc-Guerilla in Kolumbien. Dabei sei es „die Aufgabe“ der ausländischen Presse, so Uribe, „uns im Kampf gegen den Terrorismus zu unterstützen“. Für Uribe gibt es bei seiner Offensive gegen die Guerilla nur Freund oder Feind. Wer ihn kritisiert, macht sich verdächtig.

Die Worte Uribes klingen für die Organisation Reporter ohne Grenzen „Besorgnis erregend“, sie könnten ausländische Journalisten, die über den kolumbianischen Bürgerkrieg berichten, gefährden. „Bis jetzt war es das größte Glück ausländischer Journalisten im kolumbianischen Bürgerkrieg, dass sie als Außenstehende angesehen wurden“, sagte Régis Bourget, Südamerikaexperte bei Reporter ohne Grenzen der taz. Darüber hinaus sei es falsch zu behaupten, die ausländische Presse würde einseitig über den Bürgerkrieg in Kolumbien berichten. „In der Regel kritisieren ausländische Journalisten die Regierung freier, und vielleicht ist es das, was Uribe stört“, so Bourget.

Besorgt ist Bourget noch über etwas anderes. Wenn heute die Regierung und die rechtsextremen Paramilitärs im Norden Kolumbiens über ein Friedensabkommen verhandeln, dann geschieht dies fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. So wurde den Medien nur drei Tage Zeit gegeben, sich für die Verhandlungen zu akkreditieren. „Diese Maßnahme könnte vor allem ausländische Reporter treffen, die davon erst erfahren, wenn die Verhandlungen schon begonnen haben“, schreibt die Organisation in einem Brief an den Friedensbeauftragten der kolumbianischen Regierung, Luis Carlos Restrepo. Die kurze Akkreditierungsfrist könnte die Pressefreiheit gefährden. INGO MALCHER