Empörung in FDP über ihren Chef

Schulexpertin Senftleben: „Ich kenne keine Berliner Grundschule, an der gedealt wird“

Mit Empörung haben Teile der FDP-Fraktion Äußerungen des Fraktionsvorsitzenden Martin Lindner zur Legalisierung weicher Drogen aufgenommen. „Es geht nicht an, dass ein FDP-Politiker ein Interview zur Drogenpolitik gibt und kein Wort über Prävention verliert“, erklärte die Schulexpertin Mike Senftleben. Sie nimmt Bezug auf das gestrige taz-Interview mit Lindner. Darin hatte er sich für eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes und die Einrichtung von Coffeeshops nach niederländischem Vorbild ausgesprochen. Damit ist Senftleben ganz und gar nicht einverstanden: „Mit Coffeeshops bekämen wir auch automatisch billigere Drogen“. Sie steht eine Entkriminalisierung weicher Drogen skeptisch gegenüber: „Wenn wir Haschisch legalisieren, erhöhen wir die Gefahr, dass noch mehr Jugendliche kiffen.“

Senftleben weist darauf hin, dass Lindners Ansichten zur Drogenpolitik nicht Meinung der Fraktionsmehrheit seien. Besonders stört die Schulpolitikerin die Einschätzung der Verfügbarkeit von Drogen an Berliner Schulen. Der Fraktionschef hatte gesagt: „Heutzutage gibt es Drogen schon in der Grundschule.“ Senfleben glaubt das nicht: „Ich kenne keine Grundschule in Berlin, an der gedealt wird. Wenn Herr Lindner einen so schweren Vorwurf erhebt, dann muss er auch Ross und Reiter nennen.“

Senftleben will Lindner auf der nächsten FDP-Fraktionssitzung zur Rede stellen: „So pauschal geht das wirklich nicht.“ Lindner habe, so Senftleben, zudem den Eindruck erweckt, es sei „normal, schon mal gekifft zu haben“. Das sei falsch: „Ich habe noch nie gekifft und mein Mann hat auch nicht.“ Lindner solle bedenken, dass er als Politiker auch eine Vorbildfunktion habe. R.A.