Neuer papsttreuer Weihbischof aus Linz

Seine Heiligkeit, Papst Ratzinger, neigt zu skurrilen Entscheidungen. Diesen ist gemeinsam, dass sie der konservativen Linie des Vatikans in aller Welt zum Durchbruch verhelfen sollen. Die Ernennung des 54-jährigen Gerhard Wagner zum Weihbischof der Diözese Linz passt in diese Politik. Ohne Anhörung des einflussreichen Domkapitels und unter Umgehung des Dreiervorschlags der Diözese berief der Pontifex Maximus den bisherigen Pfarrer der Marktgemeinde Windischgarsten zum Auxiliar von Diözesanbischof Ludwig Schwarz. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde der studierte Philosoph und Theologe von der vatikanischen Pontificia Universitas Gregoriana nach dem Hurrikan „Katrina“ bekannt. Als der Tropensturm im September 2005 weite Teile der US-Metropole New Orleans unter Wasser setzte, urteilte er, es könne kein Zufall sein, „dass in New Orleans alle fünf Abtreibungskliniken sowie Nachtklubs zerstört wurden“. Tod und Verwüstung als göttliche Rache, wie in den biblischen Sündenbabeln Sodom und Gomorrha. Im lokalen Pfarrblatt gab er den Denkanstoß, ob die Häufung von Naturkatastrophen „nur eine Folge der Umweltverschmutzung durch den Menschen oder mehr noch die Folge einer geistigen Umweltverschmutzung“ sei. Den Jugendbestseller vom Zauberlehrling „Harry Potter“ würde Wagner am liebsten auf den Index setzen: „Da ist Satanismus am Werk.“ Millionen von Kindern und Jugendlichen seien gefährdet, denn „man will damit magische Kräfte mobilisieren und nicht den liebenden Gott“. Wagner sieht sich auf einer Linie mit dem Vatikan. Schließlich hat er sich in den 1980er-Jahren in Rom noch einen Doktortitel in katholischer Dogmatik geholt. Er steht zu seinen Aussagen und will sich auch künftig kontrovers einbringen: „Von Haus aus bin ich ein Typ, der sich zu Wort meldet und die Konfrontation sucht.“

Papsttreu und erzkonservativ sind die Attribute, die den kirchennahen Kommentatoren einfallen. Nicht nur konservative Positionen, sondern „eine gewisse Intoleranz“, kritisiert ein Einwohner von Windischgarsten, wo sich Wagner in 21 Jahren als Pfarrer Freunde und Gegner geschaffen hat, im oberösterreichischen Lokalfernsehen.

Selbst Bischof Ludwig Schwarz, der nicht zu den Liberalen im österreichischen Episkopat gezählt wird, reagierte nur zurückhaltend begeistert auf die Ernennung. In Kirchenkreisen in Linz, wo man eine Zerreißprobe für die Kirche fürchtet, wird mit einer gewissen Erleichterung bemerkt, dass der Papst dem künftigen Weihbischof kein Nachfolgerecht mitgegeben hat. Sollte der Diözesanbischof abberufen oder pensioniert werden, folgt Wagner daher nicht automatisch nach. RALF LEONHARD