Machtwechsler haben Generationenkonflikt

Ein Jahr vor der NRW-Landtagswahl 2005 streiten in der CDU junge und alte Politiker um sichere Wahlkreise

DÜSSELDORF taz ■ Bei den NRW-Christdemokraten ist rund ein Jahr vor der Landtagswahl ein Generationenkonflikt ausgebrochen. In mehreren Wahlkreisen streiten alte und junge Christdemokraten um die Kandidatur für den Urnengang im Mai 2005. Nach taz-Informationen wollen sowohl Junge-Union-Landeschef Hendrik Wüst als auch Dennis Radtke, Vorsitzender der jungen CDU-Arbeitnehmer (CDA), ins Düsseldorfer Parlament. Beide Nachwuchspolitiker könnten jedoch scheitern, weil altgediente Christdemokraten ihnen Konkurrenz machen.

Der JU-Landesvorsitzende Wüst war erst bei der Europawahl knapp gescheitert. Weil sich der Jungpolitiker nach parteiinternen Auseinandersetzungen auf einem hinteren Listenplatz wiederfand, schaffte Wüst nicht den Sprung ins EU-Parlament. Jetzt will Wüst offenbar in den Landtag – muss aber mit Gegenkandidaten in seiner münsterländischen Heimat rechnen. Ein JU-Sprecher zur Wüst-Kandidatur: „Kein Kommentar.“

Verkompliziert werden die Konflikte durch die Verkleinerung des Landtags. Ab 2005 werden statt bisher 151 Abgeordnete nur noch 128 Parlamentarier direkt gewählt. In Bochum können die Christdemokraten deshalb nur noch drei statt bisher vier Wahlkreise besetzen. In einem Bezirk deutet sich eine weitere Kampfabstimmung an. Bochums altgedienter CDU-Fraktionschef Roland Mitschke trifft wohl auf den Landesvorsitzenden der jungen CDA, Dennis Radtke. Der 25-jährige Industriekaufmann Radtke zögert noch, ob er am 8. September gegen Mitschke antreten soll: „Ich bin von einigen Seiten gefragt worden, ob ich Interesse an einer Kandidatur habe.“ Er sei „prinzipiell bereit“, will sich aber noch Zeit lassen für eine definitive Entscheidung, so Radtke. Mitschke will von einem Generationenkonflikt nichts wissen: „Jungsein ist keine Frage des Alters.“

Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) unterstützt eine Kandidatur Radtkes. „Es wird Zeit, dass der RCDS NRW endlich im Landesparlament vertreten ist“, so der stellvertretende RCDS-Landeschef, Alexander von Wrese. Ein junger Christdemokrat hat bereits eine Kampfabstimmung verloren. In Witten unterlag der 28-jährige Torsten Schudlich.

„Wenn wir 2005 an die Regierung kommen, brauchen wir eine Verjüngung“, ist aus CDU-Fraktionskreisen zu hören. Die 88-köpfige Landtagsgruppe der Konservativen ist überaltert. „Bis jetzt haben wir noch keinen Überblick, wie viele Abgeordnete nicht wieder kandidieren wollen“, sagt eine Fraktionssprecherin auf Anfrage. Zu den wenigen Alten, die freiwillig in Pension gehen, gehört Hans-Ulrich Klose. Der 69-jährige gehört dem Landtag seit 1966 an. Klose wartet nicht mehr sehnsüchtig auf den Machtwechsel, er hat die NRW-CDU noch als Regierungspartei erlebt – vor 38 Jahren.

MARTIN TEIGELER